Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Mendelssohn-Bartholdy, Schumann, Schubert
16. April 2016



  • Musik der Deutschen Hochromantik

    Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847)
    Ouvertüre „Die Hebriden” (Fingalshöhle) op.26

    Robert Schumann (1810 - 1856)
    Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll , op. 129
    Solist: Mathias Johansen, Violoncello

    Franz Schubert (1797 - 1828)
    Symphonie Nr. 6 C-Dur

    Leitung: Knud Jansen

Komponisten und Werkbeschreibungen





  • Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847):
    Hebriden Ouvertüre (Fingal's Cave)


    Im April des Jahres 1829 begab sich der junge, zwanzigjährige Felix Mendelssohn-Bartholdy auf die erste seiner in der Folge recht zahlreichen Auslandsreisen. Diese führte ihn nach England, wo er sich als junger, unbekannter Komponist erstaunlich bald einen recht ansehnlichen Namen machte und einige respektable Erfolge beim sonst doch sehr reservierten englischen Publikum erwarb.
    Im Anschluss an die dortige Saison unternahm er dann im August mit seinem Freund Klingemann einen ausgedehnteren Wanderurlaub im schottischen Hochland. Mendelssohn war dabei unter anderem auch auf der Hebrideninsel Staffa, wo sich eine von natürlichen Basaltsäulen getragene mächtige Meereshöhle befindet, in welche die romantische Phantasie die Wirkungsstätte von Ossians „Vater Fingal” projiziert hatte. Damals herrschte eine allgemeine Schottlandbegeisterung, die durch die Gedichte des vermeintlichen altnordischen Barden Ossian, (die aber in Wirklichkeit ein Schotte namens James Macpherson geschrieben hatte), ausgelöst und durch die historischen Romane Walter Scotts in der ersten Hälfte des 19 Jh. auf den Höhepunkt getrieben worden war.
    Die im Jahre 1832/33 entstandene Konzert-Ouvertüre ist die erste, kleinere Reminiszenz an diese Schottlandreise. Erst neun Jahre später vollendete Mendelssohn seine große „Schottische Symphonie”, als deren Vorspiel man das schon meisterliche Frühwerk mit Recht ansehen mag.
    Die Ouvertüre schildert in stimmungsvollen Bildern die schottische Landschaft und das Meer, Meereswellen und Sturm.
    Felix Mendelssohn Bartholdy hat die Hebriden-Ouvertüre 1830 in Rom fertiggestellt. Er behauptete, dass er die ersten sechzehn Takte komponiert habe, als er am 7. August 1829 in der Fingalshöhle stand. Bei der Erstaufführung der Ouvertüre am 14. Mai 1832 in London trug sie den Titel »Die einsame Insel«. Der heutige Titel entstand später. Wenige Wochen nach der Londoner Aufführung schrieb Mendelssohn das Werk in wesentlichen Teilen um, diese neue Fassung trug dann den Titel „Fingals Höhle” und ist heute unter der Bezeichnung „Hebriden - Ouvertüre” oder „Fingal's cave” weltbekannt geworden.



  • Robert Schumann (1810 - 1856):
    Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129


    Der Komponist ist gut gestimmt im Herbst des Jahres 1850. Er hat eine Stelle als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf erhalten und ist glücklich. Die Familie zieht im September aus Dresden nach Düsseldorf um, Robert und Clara mit ihren sechs Kindern. Dort werden sie freundlich, ja begeistert empfangen. Schumann ist angekommen - so scheint es -. In der ersten glücklichen Phase seiner Düsseldorfer Zeit schreibt er gleich im Oktober 1850 das Cellokonzert nieder. Nur unwahrscheinliche knapp vierzehn Tage benötigt er dafür. In dieselbe Zeit fällt auch die Komposition seiner wohl berühmtesten Symphonie, der dritten, „Rheinischen Symphonie”, die ebenso wie das Cellokonzert die Atmosphäre dieser glücklichen Zeit widerspiegelt.
    Das Cellokonzert: Lange wird es kaum wahrgenommen, oft als unverständlich und wirr abgetan, - so ungewöhnlich bietet es sich dar: Ist es eine Fantasie für Orchester mit obligatem Violoncello, Akkordklängen wie von einer Orgel, am Anfang kein Thema, nur drei suchende Akkorde der Holzbläser. Doch sind sie wie eine Keimzelle, die später wiederkehrend die Form des Ganzen miteinander verklammern. Für die Beziehung der Teile untereinander sorgt in der Überleitung zum lebhaften Schlussteil zudem die Wiederkehr des romantischen Hauptthemas zu Beginn des 1. Satzes. Der langsame Satz dagegen ist ein Lied ohne Worte. Ein heimliches Ständchen für Clara? Alles kreist um eine fallende Quinte. Die stand am Anfang der großen Liebe zwischen Robert und Clara. Sie - eine dreizehn Jahre alte Klaviervirtuosin - hatte dem Herrn Schumann Variationen geschickt über ein Thema mit einer fallenden Quinte. - Der dritte Satz schließt sich unmittelbar daran an, es entsteht eine neue Art des „durchkomponierten” Solokonzertes, deren sich Schumann ja auch schon bei seinem im Jahre 1845 entstandenen Klavierkonzert bedient hatte.
    Die Komposition und Schumanns eigene Worte: „Ich kann kein Konzert schreiben für Virtuosen, ich muss auf etwas anderes sinnen”, zeigen einen inneren Widerspruch, - die Aufführungsgeschichte des Cellokonzertes untermauert diesen: Den Cellisten seiner Zeit war das Werk wohl schlicht zu schwierig und die suchende, fast rhapsodische Form mit den drei ineinander übergehenden Sätzen zu fremd. Dies liegt wohl hauptsächlich daran, dass dem Werk (wie es der Cellist Johannes Moser einmal ausdrückte) ein großer musikalischer Reiz sowie eine große Herausforderung innewohnt, die in der „Incognitovirtuosität” des Werkes liegen mag.
    „Widerwärtig, greulich, langweilig”, so urteilt ein damaliger, zeitgenössischer Zeitungsbericht über Robert Schumanns einziges Konzert für Violoncello. Das ist wirklich keine Werbung. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich das Cellokonzert nach und nach durch, und heute schwärmen Musiker und Publikum von seiner Ausdrucksvielfalt, dem suchenden, elegischen Beginn, dem ganz nach innen gekehrten Gesang des langsamen Satzes und dem gewitzten, dabei halsbrecherisch virtuosen Finale. Das Konzert zählt heute zu den bekanntesten und beliebtesten Werken für Violoncello und Orchester überhaupt.



  • Franz Schubert (1797 - 1828):
    Sinfonie Nr 6 C-Dur


    „Exiguum nobis vitae curriculum natura circumscripsit, immensum gloriae. Cicero,ex oratorio pro Rabirio, - Vindobonae, 16.12.1817, Francisc.Schubert” Eintrag im Stammbuch Anselm Hüttenbrenners (Sinngemäß: Von der Natur her ist unser Leben kurz, aber unermesslicher Ruhm ist zu erreichen)

    Franz Schubert schrieb die 6. Sinfonie im Alter von gerade zwanzig Jahren, von Oktober 1817 bis Februar 1818, also ein Jahr nach der Sinfonie Nr. 5. Im Unterschied zu einer Vorbereitungszeit von wenigen Wochen für frühere Sinfonien dauerte sie für die 6. Sinfonie ganze fünf Monate.
    Das Jahr 1817 war das letzte Jahr der Tätigkeit des Zwanzigjährigen in der Schule seines Vaters im Himmelpfortgrund. - Die glänzende Wiener Gesellschaft nahm ihn damals so gut wie überhaupt nicht wahr, offizielle Anerkennung oder auch freigebigere Unterstützung waren ihm versagt. Neben dem ihn erschöpfenden, ungeliebten Schuldienst blieb ihm nur die unbändige Freude an der Musik bei intimen, vertrauten Zusammenkünften mit seinen musikalischen Freunden. Im Herbst 1917 erwirkte sein Vater ihm dann einen unbezahlten Jahresurlaub , da Franz sich ganz von der ihm unerträglich gewordenen Lehrarbeit lösen wollte. In diese Zeit der frisch erworbenen Freiheit fällt die Vollendung mehrerer Orchesterwerke, vornehmlich dreier Ouvertüren und gerade dieser sechsten Sinfonie. Nach Abschluss der Kompositionsarbeiten betitelte Schubert die Sinfonie Nr. 6 in Bezug auf die Besetzung auch mit Klarinetten, Trompeten und Pauken als „Große Sinfonie in C”. (Heute wird die Sinfonie in C-Dur, D 944 als „Große C-Dur-Sinfonie” bezeichnet. Die Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589 trägt zur Unterscheidung inzwischen den Beinamen „Kleine C-Dur-Sinfonie”).In der ganzen Sinfonie ist der oben genannte musikalische wie auch persönliche Aufbruch spürbar. Endlich fühlte Schubert sich frei, konnte er Neues ausprobieren, mit dem Material experimentieren, musikalisch reifen.
    So findet man im ersten Satz noch Anklänge an die Tonsprache Joseph Haydns, der formale Aufbau des Satzes weist jedoch mit mehreren Durchführungsteilen und einer überraschend einsetzenden Reprise schon sehr individuelle Züge auf. Der zweite Satz bewegt sich in einem lyrischen, volksliedhaften, sehr wienerischen Klangraum, - der dritte Satz zeigt eine erstaunliche Nähe zu den Scherzi Ludwig van Beethovens und im Finalsatz huldigt Schubert der Begeisterung für Rossini in der damaligen Zeit. So entstand ein herrlich leichter, ungemein virtuoser frühlingshafter Abgesang dieser charmanten und ungemein musikantischen Sinfonie,

    Die Sinfonie wurde kurz nach ihrer Vollendung wahrscheinlich in einem Privatkonzert des „Hatwig’schen Orchesters“ im „Gundelhof” uraufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung fand erst am 14. Dezember 1828 – also wenige Wochen nach Schuberts Tod – im großen Redoutensaal der Wiener Hofburg im Rahmen eines Abonnementkonzerts der «Gesellschaft der Musikfreunde in Wien» mit Johann Baptist Schmiedel als Dirigent statt. Ein Auszug aus der damaligen Rezension der «Allgemeinen musikalischen Zeitung» am 4. Februar 1829 sei noch angefügt: „Am 14-ten Dezember 1828, im k. k. großen Redouten-Saale: Zweytes Gesellschafts-Concert ...: Neue Symphonie in C Dur, von Franz Schubert (aus dessen Nachlasse): ein schönes, fleissig gearbeitetes Werk, dessen vorzüglich ansprechende Sätze das Scherzo und Finale sind. Was man vielleicht daran tadeln könnte, wäre, dass das blasende Orchester allzu reichlich bedacht ist, wogegen die Streichinstrumente fast im Durchschnitt nur subordinirt erscheinen.“

Solist Mathias Johansen, Violoncello



  • Mathias Johansen, am 21.05.1985 bei Hamburg geboren, verbrachte seine Kindheit in Norwegen, bis er in Göppingen gleichzeitig mit dem Schulbeginn Cellounterricht bekam. Nach seiner intensiven musikalischen und cellistischen Erziehung bei Ekkehard Hessenbruch, Freie Musikschule Engelberg, begann Mathias Johansen 2005 sein Studium bei Prof. Wen-Sinn Yang, wechselte 2008 zu Prof. Troels Svane und war seit 2011 Master-Student bei Frans Helmerson an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler” Berlin. 2014 wurde er zum Konzertexamen bei Prof. Conradin Brotbek an der Musikhochschule Stuttgart zugelassen, welches er mit Auszeichnung bestand. Meisterkurse bei David Geringas, Wolfgang Boettcher, Jens Peter Maintz, Gustav Rivinius, Claude Starck, Wolfgang Emanuel Schmidt und Natalia Gutman sowie musikalische Zusammenarbeit mit Heime Müller ergänzen seinen künstlerischen und cellistischen Werdegang.

    Inzwischen ist Mathias Johansen ein gefragter Kammermusiker und Solist, er spielt regelmäßig die großen Cellokonzerte aller Epochen, er konzertierte als Solist u. a. in der Berliner Philharmonie und der Laeiszhalle und arbeitet mit dem Litauischen „State Symphony Orchestra” unter Gintaras Rikevicius sowie mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Ariane Matiakh zusammen.
    Als Kammermusiker wirkt er regelmäßig in verschiedensten Besetzungen mit bei Festivals wie PODIUM Festival Esslingen, PODIUM Festival Island, Kammermusikfestival Monteleon, Zeitkunstfestival, Steirisches Kammermusikfestival, d’Accord Festival, Kammermusikfestival in León (Spanien), Komponistenforum in St. Petersburg, unter anderen konzertierte er mit gemeinsam mit Meistern wie Antje Weithaas, David Geringas, Klaus Christa, Rubens Turku. Zuletzt war Mathias Johansen im Rahmen von Tourneen in Japan, Norwegen, Spanien, Belgien und Österreich zu hören. Als Mitglied des Berolina Ensembles nimmt er vergessene Meisterwerke der Romantik für Septett und Oktett bei MDG als CD-Reihe auf.
    Zusammen mit der Philharmonie Schwäbisch Gmünd musizierte er schon zwei große Cellokonzerte der Romantik, das erste Mal 2011 das Konzert von Edvard Elgar, das zweite Mal Dvoraks Cellokonzert im Herbst 2013. Mathias Johansen wurde zu einer Professur am Landeskonservatorium Feldkirch berufen und wird dieser Aufgabe ab Herbst 2016 nachgehen. Im Sommer 2016 wird er in Nagoya (Japan) einen Kammermusik-Meisterkurs geben, unter anderem mit Boyl Kang.
    Die Deutsche Stiftung Musikleben stellt Mathias Johansen ein Violoncello von Joseph Antonius Rocca (Turin 1839) aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds zur Verfügung.