Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Beethoven, Respighi, Gounod, Schumann
02. Mai 2015



  • Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Ouvertüre zum Ballett
    „Die Geschöpfe des Prometheus”, op.43

    Ottorino Respighi (1879 - 1936)
    Antiche Danze ed Arie per liuto, Suite Nr.1

    Charles Gounod (1818 - 1893)
    „Große Ballettmusik” aus Margarethe (Faust)

    Robert Schumann (1810 - 1856)
    Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie”

    Leitung: Knud Jansen

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Ludwig van Beethoven (1770-1827):
    Ouvertüre zum Ballett
    „Die Geschöpfe des Prometheus”, op.43


    Prometheus-Sage:
    In der griechischen Mythologie ist Prometheus der Schöpfer und Freund der Menschen. Als Günstling der Götter glaubte er jedoch, diese zugunsten der Menschen mit einer List betrügen zu können. Als Strafe dafür versagte Zeus voller Zorn den Menschen das Feuer. Als Prometheus dieses aber verbotenerweise doch den Menschen überbrachte (er entzündete dazu eine Fackel am Sonnenwagen des Helios (des Sonnengottes), bestrafte Zeus die Menschen und Prometheus beide hart: Die Götter erschufen ein Trugbild einer schönen Jungfrau mit Namen Pandora, die den Menschen in ihrer Büchse alle Leiden, Krankheit und Tod bringen sollte, und Prometheus selbst wurde mit eisernen Ketten an einen öden Felsen im Kaukasus geschmiedet, wo er viele Jahrhunderte unter höllischen Qualen (täglich kam ein Adler, um von seiner Leber zu fressen) aushalten musste, bis ihn endlich Herakles erlösen durfte.
    Im Jahre 1801 entstand in Zusammenarbeit von Salvatore Viganò (Libretto und Choreographie) und Ludwig van Beethoven ein Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus", dessen Uraufführung am 28.03.1801 beim Publikum erst auf geteiltes Echo stieß, dann aber in der Folge erstaunlich gut aufgenommen wurde. Die Ouvertüre der Ballettmusik wurde schon zu Beethovens Lebzeiten häufig separat aufgeführt und gehört heute zum Standardrepertoire aller Symphonieorchester.
    Die Musik ist eine typische "Eröffnungsmusik". Sie zeigt von allem das "Prometheische", das Helle, Erstaunliche der Schöpfung des Menschen an. So wird in der Musik zu Beginn durch drei gehaltene Akkorde eine große Erwartungshaltung erzeugt. In der Folge nimmt die Musik dann einen ungestümen, jugendlich voranstürmenden Charakter an, durch welchen , - wenn man im thematischen Zusammenhang des Balletts bleiben will - , in die Anfangssituation der Handlung eingeführt wird, wo Prometheus verbotenerweise das Feuer vom Himmel raubt.



  • Ottorino Respighi (1879 - 1936):
    Antiche Danze ed Arie per liuto, Suite Nr.1


    In den gesellschaftlichen und auch musikalischen Umbrüchen des beginnenden 20. Jahrhunderts findet man bei vielen Künstlern den Drang zur Hinwendung zu Altem, Wertbeständigen. Als Beispiele können unter Anderem genannt werden: Strawinskij (z.B. Pulcinella-Suite) sowie Hindemith und die Jugendbewegung. In der bildenden Kunst gibt es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ähnliche Strömungen: z.B. die Präraffaeliten und die "Arts-and-Crafts-Bewegung in England, sowie die Kunst der Nazarener und auch der Jugendstil.
    Auch Respighi, einer der prominentesten Musiker Italiens des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts, sucht in seinem Schaffen immer wieder die Verbindung zu vergangenen Epochen der Musik. So nimmt bei ihm die Bearbeitung alter Musik und die Darbietung in modernerem, der Allgemeinheit verständlichem Gewand einen großen Teil seiner Kompositionsarbeit ein. Diese Arbeit des "Interpretierens" alter Meister, des "Einrichtens" für die zeitgenössische Musikwelt entstand bei ihm nicht aus praktischen Erwägungen heraus, sondern entsprang bei ihm einem ehrlichen Bedürfnis und einem tiefen Verständnis für den Geist dieser Musik. Dies wird ihm heute oft etwas zum Vorwurf gemacht, kann aber aus der Zeitgeschichte gut verstanden werden. Es ist erstaunlich, dass bei ihm Werke dieser Art der Bearbeitung von Musik in Abständen über einen Zeitraum von beinahe dreißig Jahren immer wieder auftauchen: (z.B. Monteverdi's "Lamento di Arianna (1908); Chaconne von T.Vitali (1909) "Antiche Danze ed Arie per liuto, Suite 1(1917)"; " Antiche Danze ed Arie per liuto, Suite 2 (1924); Transcriptionen von J.S.Bach Präludium + Fuge, sowie Passacaglia c-Moll, (1930/34).



  • Charles Gounod (1818 - 1893):
    „Große Ballettmusik” aus Margarethe (Faust)


    Keine Oper ohne Ballett!
    Das musste Charles Gounod bei seiner bekanntesten Oper "Faust et Marguerite" erfahren, die er erst ohne die "Ballettmusik" komponiert hatte. Daraufhin lehnte die Pariser Opéra die Aufführung ab und die Uraufführung erfolgte im kleineren Théatre Lyrique am 19.3.1859. Erst zehn Jahre später, im Jahre 1869, brachte Gounod für die Pariser Opéra eine Neufassung heraus, in welcher zusammen mit Neubearbeitungen ganzer Szenen, endlich auch eine "Große Ballettmusik" zur Walpulgisnacht-Szene eingefügt war. In dieser Version erlangte die Oper in Paris die Zahl von über 3000 Aufführungen und wird bis heute noch auf allen Bühnen der Welt gerne gespielt.
    Die "Ballettmusik", bestehend aus sieben in sich abgeschlossenen kleineren Tänzen, wird in der heutigen Zeit oft als eigenständiges Instrumentalwerk dargeboten. Diese kleinen, in ihrer einfachen, reizvoll gesanglichen, liedhaften Form typisch französisch erscheinenden Miniaturen sind als Begleitmusik zur Szene der "Walpurgisnacht" komponiert .Deshalb entwickeln sich die einzelnen Tänze bis hin zum schnellen, letzten Tanz, der das Hexentreiben in der Walpurgisnacht darstellen soll.



  • Robert Schumann (1810 - 1856):
    Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie”


    1. Andante un poco maestoso — Allegro molto vivace
    2. Larghetto
    3. Scherzo. Molto vivace
    4. Allegro animato e grazioso

    Bereits in jungen Jahren entwickelte Robert Schumann Pläne zur Komposition sinfonischer Werke. Seine erste wirklich ernsthafte Beschäftigung mit dem Genre zeigt die Fragment gebliebene „Jugendsymphonie“ in g-moll (Anhang A3) aus den Jahren 1832 bis 1833. Zwei Sätze dieser Sinfonie stellte er fertig und ließ zumindest den ersten aufführen – allerdings mit recht geringem Erfolg (Zwickau 1832, Schneeberg 1833). Möglicherweise trug seine Enttäuschung über die Publikumsreaktion dazu bei, dass er diese Sinfonie nicht vollendete.

    Nach weiteren, mehr oder weniger ausgereiften sinfonischen Skizzen und Versuchen schrieb Schumann schließlich im Januar und Februar 1841 binnen vier Wochen seine erste abgeschlossene Sinfonie in B-Dur nieder. Ende Februar ist bereits deren Instrumentation abgeschlossen. Am 31. März 1841 findet im Leipziger Gewandhaus in einem Extrakonzert Clara Schumanns zugunsten des Orchester-Pensionsfond unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy die Uraufführung der Sinfonie aus dem Manuskript statt. „Schöner glüklicher Abend“ notiert der Komponist euphorisch in seinem Tagebuch. Einen durchschlagenden Erfolg hatte seine erste Sinfonie erzielt, was für ihn gleichzeitig die endgültige Anerkennung als Komponist auch größerer Werke bedeutete. Für die Wärme und Sorgfalt, mit der sich Mendelssohn bei seinem Dirigat der Sinfonie und ihrer sämtlichen Klippen für alle daran beteiligten Instrumente annahm, dankte Schumann dem Freund am nächsten Tag. „Mit d. Feile an d. Symphonie geendigt“, liest man im Tagebuch. Schumann bezeichnet damit die zahlreichen Revisionen am musikalischen Kontext seiner Sinfonie, die er daraufhin vornimmt. Die auffallendste Änderung ist dabei die Versetzung des zunächst von Hörnern und Trompeten intonierten Einleitungsmottos um eine Terz nach oben. Dieses Motto ist von essentieller Bedeutung für den gesamten Ablauf der Sinfonie und zieht sich – quasi wie eine poetische Grundidee – durch alle vier Sätze.

    „Frühlingssymphonie“ nannte der Komponist selbst sein Werk, was einen Großteil der Rezipienten sogleich programmatische Bezüge vermuten ließ. Doch – wie so oft – fühlte Schumann sich auch hier missverstanden: Er wollte keinesfalls Programm-Musik schaffen, sondern die traditionelle viersätzige Form der Sinfonie mit einer durchgängigen poetischen „Idee“ anreichern, deren permanente Entwicklung auf das Ende des Werkes als Höhepunkt zielt. Der Eindruck einer Finalsinfonie manifestiert sich zusätzlich darin, dass dem Schlusssatz mindestens dieselbe Bedeutung zufällt wie dem Kopfsatz. Seinen ersten Impuls zur musikalischen Umsetzung dieser „Idee“ erhielt Schumann durch ein bis dahin noch nicht veröffentlichtes Gedicht des zeitgenössischen Lyrikers und Übersetzers Adolf Böttger. Die Schlusszeile dieses Gedichts: „Im Thale blüht der Frühling auf“ inspirierte den Komponisten zum eröffnenden Bläsermotto. Der so formulierte Frühlingsgedanke wirkt formbildend für die B-Dur-Sinfonie, die darüberhinaus in ihrer Gestaltung autonom musikalisch bleibt. Um jedwede Fehlinterpretation zu vermeiden, tilgte Schumann vor der Drucklegung sogar noch die im Autograph enthaltenen Überschriften zu den einzelnen Sätzen: „Frühlingsbeginn“ – Kopfsatz; „Abend“ – Larghetto; „Frohe Gespielen“ – Scherzo; „Voller Frühling“ – Finale. Schon am 7. April 1841 verkaufte er seine erste Sinfonie an den renommierten Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel. Nach einer weiteren gründlichen Revision im Sommer gab er sie am 16. August 1841 endgültig zum Druck. Bereits im November desselben Jahres erschienen die Stimmen zur Sinfonie, 1853 deren vollständige Partitur.

    Der prachtvoll klingenden Einleitung zum Kopfsatz (Andante un poco maestoso) folgt die Exposition des lebhaften Hauptthemas (Allegro molto vivace), das sich in seiner konzentriert rhythmischen Anlage aus dem auffordernden Ruf des Eröffnungsmotivs herzuleiten scheint. Schumann folgt in diesem Satz weitgehend dem Schema der Sonatenhauptsatzform, wenngleich sich auch kein wirklich eigenständiger Seitengedanke entwickelt. Die ausgedehnte Coda führt in den Holzbläsern ein neues Motiv ein, beschränkt sich aber ansonsten vorwiegend auf die Verarbeitung des Hauptthemenkopfes. Im Anschluss an die verkürzte Reprise beendet eine pastose Coda, in der ein weiteres, bisher unbekanntes Motiv auftaucht, den strahlenden Satz.

    Der zweite Satz (Larghetto) wird von einem lyrischen, weit ausschweifenden Thema beherrscht, dessen friedliche Ausstrahlung durch die stimmungsvolle Instrumentierung unterstrichen wird. Nach einem von Posaunen gestalteten Übergang schließt sich das Scherzo (Molto vivace) unmittelbar an. Bemerkenswert ist dessen fünfteilige Form, die durch Einfügung eines zweiten Trioteils erreicht wird. Im Finale (Allegro animato e grazioso) folgt Schumann zwar dem Modell der Sonatenhauptsatzform, verschleiert aber die Eindeutigkeit der einzelnen Themenbildungen derart, dass sich regelrechte Haupt- und Seitenthemen kaum definieren lassen. Noch signifikanter als im Eröffnungssatz werden die motivischen Strukturen aus einem einzigen Rhythmus entwickelt, wodurch sich äußerst differenzierte Gefüge ergeben. Besonders in diesem abschließenden Satz wird der heitere Grundcharakter der Sinfonie nachdrücklich artikuliert.

    (Irmgard Knechtges-Obrecht)