Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Haydn, Beethoven, Schuber
12. November 2011



  • Joseph Haydn (1732-1809)
    Sinfonie Nr. 82 C-Dur „L`Ours - Der Bär”

    Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 c-Moll, op.37

    Franz Schubert (1796-1828)
    Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 82

    Solist: Jürgen Kruse
    Leitung: Thomas Schäfer

Leitung



  • Thomas M. J. Schäfer wurde 1979 in Schwäbisch Gmünd geboren. Nach dem Studium der Schul- und Kirchenmusik in Stuttgart mit den Hauptfächern Orgel (Prof. Jon Laukvik), Orgelimprovisation (Prof. Bernhard Haas) und Klavier (Toshiko Yasuda-Brommer) sowie dem Leistungsfach Dirigieren (Chorleitung: Prof. Dieter Kurz, Orchesterleitung: Prof. Helmut Wolf) absolvierte er sein Kapellmeisterstudium bei Prof. Bruno Weil in München und schloss 2008 mit dem Meisterklassendiplom Orchesterdirigieren ab.

    Er leitete zahlreiche Orchester, darunter die Münchner Symphoniker, die Reichenhaller Philharmonie, das Georgische Kammerorchester Ingolstadt und das Münchner Rundfunkorchester, assistierte bei verschiedenen Bühnenproduktionen u.a. am Staatstheater Nürnberg (Chr. W. Gluck: Alceste, 2008) sowie bei den Staufer-Festspielen Göppingen, arbeitet als Organist, Klavierbegleiter und Chorleiter und war von 2006 bis 2008 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Münchner Kammerorchesters „Philludiker“.

    Von der Spielzeit 2007/2008 bis 2011 war Thomas M. J. Schäfer musikalischer Assistent der Staatsoper Stuttgart, wo er neben W. A. Mozarts „Zaïde“ (Junge Oper) in der Sparte „zeitoper“ die Einstudierungen der Uraufführungen „Zivilcourage“ von Gordon Kampe (Juli 2009) und „Randolph’s Erben“ (November 2009) von Ruedi Häusermann betreute. Als Chordirektor der Jungen Oper zeichnet er für die Choreinstudierungen der Produktionen „Gegen die Wand“ (2010) und „Die Ballade von Garuma“ (2011) verantwortlich.

    Seit 2008 ist er hauptverantwortlicher Kirchenmusiker in St. Josef Böbingen, wo er neben dem Kirchenchor die Gregorianik-Schola leitet und das Kammerorchester „Sinfonietta St. Josef“ ins Leben gerufen hat, sowie Dirigent des Gesangvereins Liederkranz 1877 e. V. Grafenberg. Er bekleidet seit 2009 einen Lehrauftrag in den Fächern Musik und Italienisch am Scheffold-Gymnasium Schwäbisch Gmünd und führte mit den Musik-Ensembles der Schule im Sommer 2011 Carl Orffs Oper „Der Mond“ im Schwäbisch Gmünder Stadtgarten auf.

    Thomas M. J. Schäfer erhielt 2001 den 2. Preis beim Kompositionswettbewerb zum Bundesmusikfest, wurde 2002 mit dem Röttele-Preis der Stadt Schwäbisch Gmünd für besonderes kulturelles Engagement ausgezeichnet und ist seit 2003 als freier Autor für die Hörfunkwelle „BR Klassik“ des Bayerischen Rundfunks tätig, wo er u.a. Hörspiele und Musikrätsel für Kinder produziert.

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Joseph Haydn (1732-1809): Sinfonie Nr.82 „L’Ours“ (Der Bär)

    In den Jahren 1786 und 1787 war Haydn zwar noch in den Diensten des Fürsten Esterhazy angestellt, seine Bekanntheit breitete sich aber schon über die großen Städte Europas aus. So erhielt er von der Freimaurerloge „La Loge Olympique“ in Paris für die dortigen öffentlichen Konzerte den Auftrag, sechs Sinfonien zu schreiben.
    Diese, mit den Nummern 82-87 versehen, stellen den Höhepunkt seiner bisherigen Leistung auf symphonischem Gebiete dar. Die Pariser Freimaurerloge unterhielt das größte Orchester der damaligen Zeit mit bis zu 65 ständigen Mitspielern (allein 40 Violinen und zehn Kontrabässe!). Drei der Werke erhielten später illustrierende Titel, die sich aber nur als Versuche darstellen, durch die Namen eine Heraushebung aus der Fülle der Sinfonien zu erreichen. So wird die Sinfonie, die am 12. November im Konzert erklingen wird, „Der Bär“ genannt. Dies rührt daher, weil im letzten Satz der Sinfonie auf humorvolle Weise in den Streichern eine „Dudelsackmusik“ nachgeahmt wird, wie sie in damaliger Zeit auf Jahrmärkten zur Begleitung des Tanzbären verwendet wurde. Obwohl Haydn seine Pariser Sinfonien nicht vor Ort selbst zu Gehör brachte, hatte er doch einen großen Erfolg damit. Luigi Cherubini, der sich damals unter den Freimaurer-Geigern des Orchesters befand, hat die große Begeisterung beschrieben, mit der diese Sinfonien in Paris aufgenommen wurden.



  • Ludwig van Beethoven (1770-1827):
    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll, op.37


    Für Beethoven waren die ausgehenden Jahre des 18.Jahrhunderts keine leichten Jahre. Er hatte mit vielfältigen Schwierigkeiten zu kämpfen: sein Gehörleiden machte sich immer stärker bemerkbar, er musste die Verantwortung für seine Neffen übernehmen, die Episode mit der „Unsterblichen Geliebten“ fällt ebenso in die damalige Zeit und er hatte auch immer wieder Schwierigkeiten mit seinen Verlegern und war oft knapp bei Kasse. Vor allem als Klaviervirtuose und genialer Improvisator war er in Wien sehr bekannt. Dennoch ist diese mittlere Schaffensperiode die produktivste Zeit seines Lebens. Hier entwickelte sich sein eigenster, unverwechselbarer Kompositionsstil. Vielleicht lässt sich aus diesen Umständen erklären, dass das aus dieser Zeit stammende Klavierkonzert Nr.3 als einziges seiner Konzerte für Klavier und Orchester in einer Molltonart steht, und zwar im „heroischen“ c-Moll. Es gilt auch als das erste Klavierkonzert Beethovens mit sinfonischen Merkmalen, d.h. das Orchester tritt häufig aus einer rein begleitenden Funktion heraus und entwickelt sich zum ebenbürtigen Partner des Solisten.
    Die Originalhandschrift des Konzertes trägt die Jahreszahl 1800, obwohl schon Skizzen aus den davorliegenden Jahren vorhanden waren. Trotzdem muss Beethoven vor allem an der Solostimme noch gefeilt haben, da das Werk erst im April des Jahres 1803 in Wien mit ihm selbst als Solisten uraufgeführt und sogar erst danach verlegt wurde, wobei nach der Überlieferung Beethoven selbst bei der Uraufführung noch große Teile des Soloparts nicht notiert und rein aus dem Gedächtnis gespielt haben soll.



  • Franz Schubert (1796-1828):
    Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 82


    Hier haben wir es mit einem richtigen Jugendwerk zu tun. Gerade 16 Jahre war Schubert alt, als er diese Symphonie komponierte, und er war gerade dabei, das Konvikt zu verlassen, das er als Chorknabe besucht hatte und das ihm immer mehr als Gefängnis denn als Heimat vorgekommen war, obwohl er dort schon seine ersten Kompositionen fertiggestellt hatte. Da er nicht zum Militärdienst eingezogen werden wollte, besuchte er die Schule von St. Annen, an der sich die künftigen Lehrer vorbereiteten (dies dauerte damals etwa zehn Monate!), da er von seinem Vater überredet worden war, eine Ausbildung zum „Schulgehilfen“ zu absolvieren. In dieser Zeit vollendete er seine erste Symphonie in D-Dur und widmete sie dem Direktor des Konvikts, Lang. Der jugendlichen Frische, die diesem symphonischen Erstlingswerk innewohnt, und der intuitiven Reife der Komposition können wir uns bis heute nicht entziehen. Die bewegten Sätze weisen ein erstaunliches Maß an Charme und Erfindungsgabe auf, das Menuett mit seinem ländlerischen Trio und das jugendliche Ungestüm des Schlusssatzes verzaubern das Publikum heute wie ehedem.

Solist Jürgen Kruse



  • Jürgen Kruse wurde in Heidelberg geboren und begann bereits im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel. Zunächst wurde er von seinem Vater Rolf Kruse unterrichtet, später von Prof. Charles Schwarz in Straßburg. 1991 begann er sein Klavierstudium bei Prof. André Marchand an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, wo er 1996 sein Musiklehrerdiplom, 1998 seine Künstlerische Reifeprüfung und 2000 das Solistenexamen absolvierte. Meisterkurse besuchte er bei Claude Helffer, György Sebok und Alicia de Larrocha. Seit 1998 entwickelte Jürgen Kruse eine internationale Konzertkarriere, die unter anderem zur Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern Frankfurt, dem Ensemble Musikfabrik Köln und dem Klangforum Wien führte.

    Seitdem tritt er regelmäßig in bedeutenden Konzertsälen im Rahmen internationaler Musikfestivals auf (Biennalen Berlin und Venedig, Wiener Festwochen und Wien modern, Musikfest Hamburg, Klavierfestival Ruhr, Klavierfestival La Roque d'Antheron, La Folle Journée Nantes und Tokio, Festival d'Automne Paris, Eclat Stuttgart, Ludwigsburger Festspiele, Alte Oper Frankfurt, Berlin Philharmonie, Köln Philharmonie, Concertgebouw Amsterdam, Carnegie Hall New York, BBC Proms). Als Solist musizierte Jürgen Kruse unter anderem mit dem Staatsorchester Stuttgart, dem SWR Sinfonieorchester Stuttgart, dem Orkest van het Oosten Enschede und arbeitet mit Dirigenten wie Michael Gielen, Heinz Holliger, Hans Zender, Peter Eötvös, Oliver Knussen, Jonathan Nott, Pascal Rophé, Sylvain Cambreling und Marcus Creed. Sein besonderes Engagement im Bereich der Neuen Musik führt seit Jahren zu intensiven Begegnungen mit führenden Komponisten unserer Zeit, insbesondere mit Helmut Lachenmann, György Kurtag, Maurizio Kagel, Marco Stroppa und Mark André.

    Mit dem Komponisten Steve Reich und dem Ensemble Modern ist Jürgen Kruse seit dem Jahr 2003 regelmäßig auf Festivals in Europa und Asien zu hören. Zusammen mit zahlreichen Radioproduktionen veröffentlichte er CD- Einspielungen bei den Labels Cybele, Brilliant Classics, Harmonia Mundi France und Hänssler Classic.