Konzertarchiv
Rutter, Schubert/Liszt, Sir Hubert Parry
29. April 2023
John Milford Rutter (geb. am 24.09.1945)
Suite for Strings
Schubert (1797-1828):
Wanderer-Fantasie, bearbeitet für Klavier und Orchester von Franz Liszt (1811-1886)
Sir Charles Hubert Hastings Parry (1848-1918)
Symphony in C-Dur
Dirigent: Knud Jansen
Maximilian Schairer, Klavier
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Komponisten und Werkbeschreibungen
John Milford Rutter (* 24.09.1945) Suite for Strings
John Milford Rutter wurde in London als Sohn eines Industriemechanikers geboren und ist ein britischer Komponist, Dirigent, Produzent und Chorleiter.
Praktisch jeder Musikliebhaber kennt das eine oder andere Werk von John Rutter: seine Weihnachtslieder wie z.B. das Shepherds Pipe Carol oder das Nativity Carol oder vielleicht sein magistrales Requiem, das beeindruckt hat. Doch der Komponist hat auch einige Orchesterwerke geschrieben, die Gehör verdienen. Vielleicht eines seiner schönsten Werke ist die wunderbare Suite for Strings, die er 1973 schrieb. Diese basiert auf einer Reihe bekannter englischer Volkslieder, die jeden der vier Sätze bilden. Der bekannteste Teil der Suite ist wohl der "langsame" Satz, der auf dem Volkslied "O Waly Waly" zurückgeht, das bei vielen der älteren Generation mit der verstorbenen englischen Opernsängerin Kathleen Ferrier in Verbindung gebracht wird. Die Streicher spielen diese Melodie jedoch mit einem deutlichen Gefühl des Bedauerns. Eine Verbindung zu Schwäbisch Gmünd besteht ebenfalls zu John Rutter. Er erhielt im Jahr 2019 den Preis der Europäischen Kirchenmusik im Rahmen des gleichnamigen Festivals. Seit 1999 wird dieser Preis an hochrangige Interpreten und Komponisten für wegweisende Leistungen im Bereich der geistlichen Musik überreicht.
Franz Schubert (1797-1828): Wanderer-Fantasie, bearbeitet für Klavier und Orchester von Franz Liszt (1811-1886)
Franz Liszt war einer der prominentesten und einflussreichsten Klaviervirtuosen und mit einem Gesamtwerk von über 1300 Kompositionen und Bearbeitungen zugleich einer der produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Die hier im Konzert dargebotene Bearbeitung der Wanderer-Fantasie von Franz Schubert faszinierte Liszt insbesondere durch die schier gar unendlich erscheinenden Klangmöglichkeiten, die sich in dem Klavierstück verbargen. So überwältigt er von diesem Stück war, führte er dieses häufig auf und schrieb zusätzlich eine eigene Version für Klavier und Orchester, das eine Hommage an Schubert sein soll. Das ganze Werk basiert auf einem einzigen Motiv, das sich in seiner Reinform in der Melodie des zweiten Satzes findet, welche von Schubert aus einem seiner eigenen Lieder, Der Wanderer (1816), zitiert wurde. Die vier Sätze gehen nahtlos ineinander über, welche teilweise selbst in der klassischen Sonatenhauptsatzform stehen und auch in ihrer Anordnung eine Sonate zu formen scheinen (was in der typischen Reihenfolge Schnell-Langsam-Scherzo-Schnell deutlich wird). Andererseits besteht ein enger Zusammenhang zwischen den Einzelsätzen, so dass die Fantasie auch als ein großer Sonatenprozess gedeutet wird. Schubert hat sein Werk nie selber beherrscht, wie er einmal zugab („Der Teufel soll dieses Zeug spielen!“) und ist dementsprechend auch als sein technisch anspruchsvollstes Werk bekannt. Das wird vor allem im letzten Satz deutlich, indem Schubert Akkord-Tremoli, ausgedehnte Oktav- und Akkordpassagen und vor allem Arpeggien, also gebrochen gespielte Akkorde, in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß verwendet.
Sir Charles Hubert Hastings Parry (1848-1918): Symphony in C-Dur (The English)
Sir Charles Hubert Hastings Parry wurde als zweiter Sohn von Thomas Gabier Parry in eine Familie der englischen Oberschicht geboren, deren Reichtum auf seinen Großvater Thomas Parry zurückging, einen Direktor der East India Company. Seine schulische Bildung erhielt Hubert Parry am Eton College. Bereits in dieser Zeit wurden die Grundlagen seiner musikalischen Ausbildung gelegt – weniger an der Schule selbst als in der benachbarten St George’s Chapel in Windsor.
Die fünf Symphonien, die Parry schrieb, haben sich in der Orchesterliteratur kaum durchgesetzt, mit Ausnahme der Fünften. Dennoch ist auch die dritte Symphonie, die den Beinamen „The English“ trägt, von einer erfrischenden Brillanz, die gleich im ersten Satz zum Ausdruck kommt. Inspiriert von Komponisten wie Schumann oder Mendelssohn, wollte Parry ein Werk schaffen, das den beiden Symphonien, der „Rheinischen“ von Schumann und der „Italienischen“ von Mendelssohn, äquivalent ist. Dem fesselnden ersten Satz, der mit viel Kraft und reichhaltigen Energieschüben, schönen Melodien und ruhigen Momenten sowie kontrastreichen Spannungsmomenten daherkommt, folgt der zweite Satz, das „Herz“ der Symphonie, das eine melancholische Selbstreflexion durch eine ergreifende, sehnsüchtige Melodie darstellt, die für geteilte Streicher in reicher, Brahms'scher Harmonie und Orchestrierung instrumentiert ist. Das Scherzo als dritten Satz ist knackig und leicht komponiert, aber auch mit Schlagkraft. Das Finale, der längste Satz der Symphonie, beginnt friedlich und warm. Parrys dritte Symphonie kann hier mit (fast) jeder Symphonie, die die großen Komponisten wie Brahms, Mendelssohn und Schumann geschrieben haben, ohne Widerrede mithalten. Die Musik, die hier präsentiert wird und auch wie sie präsentiert wird, ist umwerfend unterhaltsam.
Maximilian Schairer, Klavier
»Mit Klangsinn und Verstand, verblüffende musikalische Intelligenz« beschreiben Kritiker den vielseitigen jungen Künstler, der von Steinway & Sons mit dem Titel „Young Steinway Artist“ und mehrfach mit ersten Preisen ausgezeichnet wurde. Maximilian Schairer ist Stipendiat u. a. der Deutschen Stiftung Musikleben, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Kooperation mit dem Carl-Heinz Illies Fond-Stipendium, des DAAD, des Deutschlandstipendiums und der Hans und Eugenia Jütting Stiftung, sowie der Baden-Württemberg Stiftung und der Eva Mayr-Stihl Stiftung in Kooperation mit dem SWR.
Bereits 2011 schrieben Kritiker: »Den Namen Maximilian Schairer sollte man sich heute schon einmal merken«. Er zählt zu den interessantesten Musikern seiner Generation, begeistert neben seiner außergewöhnlichen künstlerischen Reife mit magisch-spannenden, bis in feinste Nuancen ausgearbeiteten farbenreich gestalteten Interpretationen. Einen Schwerpunkt legt er in die Werke Beethovens und Bachs.
Er trat in renommierten Konzerthäusern auf in Europa, Indonesien und USA, erhielt zahlreiche Festivalengagements wie ATTACA Festival für aktuelle Musik, Braunschweig Classix, Festival International de Musique Dinard, MUSIKFESTUTTGART, Ludwigsburger Schlossfestspiele, LUCERNE FESTIVAL, Salzburger Festspiele, US International Romantic Festival, spielte zum „Diamond Jubilee“ Queen Elizabeth II, für Bundespräsident Gauck und gab bereits mit 12 Jahren sein Orchesterdebut mit dem Stuttgarter Kammerorchester sowie mit Bachs Französischer Suite E-Dur, sein Studioaufnahmedebut mit BR-Klassik.
Weiteres Highlight: sein US Carnegie Hall-Debut 2014, wo er 2015 erneut auftrat. In der Saison 2017 begeisterte er bei seinem Liederhallen-Orchester-Debut im Beethovensaal zusammen mit dem CSO sowie bei seinem Esslinger Meisterkonzert-Debut mit der JSPE. 2018 eröffnete er Stuttgarts junges Klassikfestival ZUKUNFTSKLANG. Im Mai 2019 feierte er, mit Hummels Klavierkonzert h-Moll, sein vom Publikum umjubeltes Orchesterdebut mit den Stuttgarter Philharmonikern und Jan Willem de Vriend im jeweils nahezu ausverkauftem Theater Ansbach und im Beethovensaal der KKL Liederhalle Stuttgart. Im Oktober 2019 verzauberte er mit „Herz, facettenreichem Spielwitz, großem Klangfarben- und Persönlichkeitskolorit“, bei seiner kurzfristigen Verpflichtung für den verletzten Generalmusikdirektor und Chefdirigenten Dan Ettinger bei Haydns Klavierkonzert D-Dur auf dessen Wunsch er den Solopart übernahm. Seine Debüt CD „Clair de Lune“ gemeinsam mit dem Geiger Philipp Jonas (Meisterschüler von Julia Fischer) erschien im April 2021 unter dem Label „bella musica- THOROFON“ und wurde bei BR-Klassik, SWR2 sowie rbb-Kultur gesendet. Im Frühjahr 2023 erscheint seine Solo CD in Kooperation mit BR-Klassik und „hänssler classic“.
Künstlerische Impulse erhielt er von Ya-Fei Chuang, Jörg Halubek, Martin Helmchen, Robert Levin, Murray Perahia.
Maximilian Schairer begann seine Studien Klavier, Historische Tasteninstrumente in Stuttgart, Leipzig und München. Seine Studien schloss er jeweils mit Bestnote ab. Derzeit setzt er sein Konzertexamen bei Prof. Michael Hauber an der HMDK Stuttgart fort. Auf Social Media begeistert der junge Künstler mit seinem Spiel weltweit über 60.000 Menschen, wird für Kooperationen u.a. mit dem G.Henle Verlag angefragt.