Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Beethoven, Spohr, Schumann
20. Mai 2017



  • Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Ouvertüre „Egmont“ op. 84

    Louis Spohr (1784-1859)
    Klarinettenkonzert Nr. 4

    Robert Schumann (1810-1856)
    Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52

    Solist: Nikolaus Friedrich, Klarinette

    Leitung: Knud Jansen

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Ludwig van Beethoven (1770-1827):
    Ouvertüre zu „Egmont“


    Beethoven schrieb die Musik zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ vor etwas mehr als 200 Jahren. Goethes Drama handelt von der Unterdrückung der Niederlande durch den brutalen spanischen Statthalter, Herzog Alba, dem sich der freiheitsliebende Graf Egmont entgegenstellt. Das Trauerspiel endet mit der Hinrichtung Egmonts.
    Beethovens Bewunderung für den Dichter Goethe ist ebenso bekannt wie seine spätere Enttäuschung über den Menschen bei einer kurzen Begegnung in Teplitz im Bade (beide Haltungen beruhten übrigens völlig auf Gegenseitigkeit!).
    Er bot dem Dichterfürsten an, eine Bühnenmusik zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ zu schreiben: Der Stoff des Egmont, seine Freiheitsliebe, seine Aufopferung für die Sache des Volkes und schließlich seine Vision einer besseren freien Welt vor seiner Hinrichtung war Beethoven in der damaligen Zeit nach der französischen Revolution sehr nahe, und er versuchte, dies in dem knapp acht Minuten dauernden Stück komprimiert zu verarbeiten.
    Eine mögliche Deutung der musikalischen Konzeption könnte also eventuell folgendermaßen lauten:
    „Die dunkle, dramatische Einleitung in f -Moll könnte die Situation der Niederlande während der spanischen Besatzung nachzeichnen. Dagegen setzt Beethoven eine Kantilene in den Holzbläsern, bevor er in der Art einer klassischen Sonatensatzform das Drama verarbeitet. Nach der Reprise tritt eine erschütternde Generalpause ein – nach Beethovens eigenen Andeutungen der Tod Egmonts – und dann erst erfolgt die Coda, die Beethoven dazu benutzt, die Freiheitsvisionen des Titelhelden gleichsam als Utopie an den Schluss zu stellen“ (nach M.Levin).



  • Louis Spohr (1784-1859):
    Klarinettenkonzert Nr. 4


    Geboren in Seesen im Harz und in Braunschweig aufgewachsen, ernannte ihn schon im zarten Alter von 15 Jahren Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig zum Kammermusiker und versprach ihm, für seine Ausbildung zu sorgen. Mit 20 Jahren war er ein gefeierter junger Violinvirtuose und debütierte im Leipziger Gewandhaus. Nach seiner Anstellung als Konzertmeister in Gotha von 1805-1813 folgte er anschließend einem Ruf an das Theater an der Wien, wo er mehrfach mit Beethoven zusammentraf.
    Bald jedoch begab er sich auf Kunstreisen durch ganz Europa. Zwischendurch brachte er mehrere seiner Opern in Frankfurt zur Uraufführung (1817-19). Auf Veranlassung von Carl Maria von Weber erhielt er im Jahre 1822 eine Berufung als Hofkapellmeister nach Kassel, wo er bis zu seinem Tode lebte und als Künstler einen internationalen Ruf genoss.
    Bedeutend war seine Tätigkeit als Lehrer und Komponist. Als Lehrer wurde er das Haupt einer Violinschule, wie sie Deutschland seit Franz Benda nicht besessen hatte, und von allen Teilen Europas strömten ihm Schüler zu. Gleichzeitig entwickelte er eine erstaunliche Produktionskraft auf allen Gebieten der Komposition und betätigte sich als Dirigent zahlreicher Musikfeste in Deutschland und England. Bereits beim Musikfest 1810 erregte seine neue Dirigiertechnik Aufsehen „mit einer Papierrolle, ohne alles Geräusch“, ebenso wie zehn Jahre später in London sein Dirigat mit einem Taktstock. Größere Virtuosenreisen unternahm er von nun an nicht mehr. Er machte sich um das Musikleben der Stadt Kassel verdient, wobei er das Niveau des Orchesters auf eine nie zuvor erreichte Höhe brachte und einen Gesangverein für Oratorienmusik gründete. Von seinen Kompositionen hatten vor allem die speziell für sein Instrument geschriebenen Werke den größten Erfolg (seine 15 Violinkonzerte, darunter namentlich das 8. „in Form einer Gesangsszene“ und 9., sowie seine Violinduette). Seine Violinschule ist bis heute ein Klassiker im Geigenunterricht und immer noch im Druck erhältlich.



  • Robert Schumann (1810-1856):
    Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52


    Das Jahr 1841 war in Schumanns Leben von einer unübertroffenen, überquellenden Kreativität geprägt. Hatte er doch im Januar und Februar dieses Jahres innerhalb von vier Wochen seine erste abgeschlossene Sinfonie (in B-Dur, die „Frühlingssinfonie“) vollendet. In die gleiche Zeit fällt auch der von Clara und Robert gemeinsam komponierte Rückert’sche Liederzyklus „Liebesfrühling“. Kaum ist die Komposition der Symphonie fertig, übergibt er sie Felix Mendelssohn-Bartholdy, der sie schon am 31. März mit überragendem Erfolg im Leipziger Gewandhaus zur Uraufführung bringt. Der Komponist ist in dieser Zeit euphorisch in seiner Arbeit gefangen. Dies tut sich in dem Brief an Clara folgendermaßen kund:
    „31. März:… noch so manches könnte ich über diese Woche und jenen Abend aufschreiben, doch zieht es mich zu meiner neuen Ouvertüre, die ich in Arbeit habe – und du musst, Liebe, Gute, das wenige in Nachsicht aufnehmen … 11. - 25. April: … doch auch gut und fleißig gewesen: Die Ouvertüre in C-Dur in vier Tagen instrumentiert, ein Scherzo und ein Finale für Orchester in vier Tagen fertig skizziert.“
    Hier handelt es sich um das Werk, das ursprünglich eine abgewandelte Form einer Symphonie sein sollte und nun als Werk op. 52 diese überschäumende Frühlingsstimmung weitertragen hilft. Auch dieses Werk spiegelt in überzeugender Weise die Fülle des Glücks des Jahres 1841 wider.
    Nur eine einzige Woche später beginnt Schumann dann schon für Clara eine „Phantasie in a-moll für Klavier und Orchester“ zu schreiben. Dieses Werk nimmt dann unter der Bezeichnung op.54, nach einer erweiternden Bereicherung durch ein Intermezzo und ein Finale, heute als eines der schönsten und bekanntesten Klavierkonzerte aller Zeiten einen absoluten Spitzenplatz in den Konzertprogrammen der ganzen Welt ein.

Solist Nikolaus Friedrich, Klarinette



  • Nikolaus Friedrich
    Der Klarinettist Nikolaus Friedrich, 1956 in Schwäbisch Gmünd geboren,studierte an den Musikhochschulen in Düsseldorf und Stuttgart Klarinette bei Hermut Gießer und Klavier bei Karl-Heinz Lautner. Nach Studienabschluss mit Auszeichnung haben Meisterkurse bei Thea King und Anthony Pay in England seine Entwicklung als Klarinettist nachhaltig geprägt. Seit 1984 ist Nikolaus Friedrich Soloklarinettist im Orchesters des Nationaltheaters Mannheim. Neben solistischen Auftritten, so z.B. beim Würzburger Mozartfest und im Rahmen der Berliner Festwochen, pflegt und liebt Nikolaus Friedrich das Kammermusikspiel. Seine Partner sind namhafte Musiker und Ensembles wie z.B. das Nomos-Quartett, das Trio Opus 8, das Minguet-Quartett, das Amaryllis-Quartett sowie der Cellist Mario De Secondi.
    Neben verschiedenen CD-Produktionen spielte Nikolaus Friedrich mit Thomas Palm u.a. sämtliche Werke von Max Reger für Klarinette und Klavier ein. Mit dem English Chamber Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck und dem Hugo-Wolf-Quartett als Partner legte Nikolaus Friedrich 1996 Aufnahmen desMozart‘schen Klarinettenkonzertes und dessen Klarinettenquintetten vor, in denen er den Solo- bzw. Bläserpart auf der von Mozart original vorgesehenen, aber selten gespielten Bassettklarinette interpretiert.(Alle CD-Aufnahmen bei Bayer Records.)Die intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik bildet einen weiteren Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit.