Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Tschaikowsky, Dvořák, Smetana
06. Dezember 2015



  • Slawische Musik der Romantik

    Peter I. Tschaikowsky (1840-1893)
    Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll
    Solist: Jonas Emanuel Haffner

    Antonin Dvořák (1841-1904)
    Symphonische Variationen op. 78

    Bedrich Smetana (1824-1884)
    „Die Moldau” aus dem Zyklus „Mein Vaterland”

    Leitung: Knud Jansen

Große Musik der Romantik aus Osteuropa

Drei Werke der slawischen Romantik, im engen Zeitraum von nur drei Jahren entstanden, werden beim Konzert der Philharmonie am Sonntag, dem 6. Dezember 2015 im CCS Stadtgarten in Schwäbisch Gmünd erklingen:
das erste Klavierkonzert von Peter I. Tschaikowsky ( eines der beliebtesten und am häufigsten gespielten Klavierkonzerte überhaupt),
die "Symphonischen Variationen op. 78" von Antonin Dvořák und
"Die Moldau", Symphonische Dichtung von Friedrich Smetana

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Peter I. Tschaikowsky (1840-1893):
    Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll


    Als Peter Tschaikowsky 1874 sein erstes Klavierkonzert in b-Moll seinem Freunde und Mentor Nikolai Rubinstein widmen wollte, stieß er bei diesem auf ungemein heftige Kritik, die der Komponist später in einem Brief an seine Gönnerin Nadeschda von Meck folgendermaßen beschrieb:

    „Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung … Ich fand die Kraft, das Konzert ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. ,Nun?‘ fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund (......): Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“

    Tschaikowski änderte an dem Konzert nicht eine Note, sondern schickte es dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow mit der Bitte zu, sich ein Urteil zu bilden. Dieser war begeistert von dem Werk und antwortete dem Komponisten: „Ich bin stolz auf die Ehre, die Sie mir mit der Widmung dieses herrlichen Kunstwerkes erwiesen haben, das hinreißend in jeder Hinsicht ist". Von Bülow spielte bei der Uraufführung 1875 in Boston selbst den Klavierpart.
    Der Konzerterfolg war überwältigend. Inzwischen ist es das am häufigsten auf Tonträger eingespielte Klavierkonzert überhaupt.



  • Antonin Dvořák (1841-1904):
    Symphonische Variationen op. 78


    Ein Werk, das sich nur schwer den gängigen Rubriken der Orchestermusik zuordnen lässt, sind die Symphonischen Variationen op. 78 von Antonin Dvořák, die er in der kurzen Zeit vom 6. August bis zum 28. September 1877 komponiert hat. Angeblich wollte ein Freund ihn herausfordern, Variationen über ein eigentlich dafür völlig ungeeignetes Thema zu schreiben. Dies forderte den Komponisten jedoch dazu heraus, in einer ungeheuren Vielfalt an Gestaltungs- und Instrumentierungsmöglichkeiten seine Kunst zu erproben und zu zeigen. Entstanden ist dabei ein originelles, ungemein farbiges und abwechslungsreiches Instrumentalwerk , bestehend aus einem Thema mit 27 nachfolgenden, meist kurzen Variationen. Das Thema selbst (Lento e molto tranquillo) beginnt in den Streichern und wird mit Unterstützung der Holzbläser fortgesetzt. Die nachfolgenden Variationen verraten Witz, Raffinesse, bemerkenswerten Einfallsreichtum und eine wunderbare Beherrschung der orchestralen Mittel.

    Da das Werk bei seiner Uraufführung im Herbst 1877 im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung nur auf gemäßigtes Interesse stieß, legte Dvořák es für zehn Jahre beiseite. Als er es im Jahre 1887 wieder aufnahm und selbst mit großem Erfolg in einem Konzert des Orchesters des Nationaltheaters in Prag dirigierte, beschloss er, die Partitur an den berühmten Dirigenten Hans Richter zu senden. Dieser war ungemein begeistert und durch ihn erlangte das Werk Bekanntheit und Beliebtheit in den großen Konzertsälen Europas. Heute gehört es neben den Orchestervariationen von Johannes Brahms (über ein Thema von Haydn) und den "Enigma"-Variationen von Edward Elgar zu den drei am häufigsten gespielten Werken dieser Gattung.



  • Friedrich Smetana (1824-1884):
    „Die Moldau” aus dem Zyklus „Mein Vaterland”


    Das Werk "Die Moldau" von Friedrich Smetana ist eigentlich Teil eines Zyklus von sechs Symphonischen Dichtungen, die Smetana in den Jahren 1874-80 als künstlerisches Bekenntnis zur Heimat geschrieben hat. Dabei erzählt er im Gewande des sagenhaften Sängers Lumir von Helden, Geschehnissen und Landschaften. Bis zum heutigen Tage ist dabei "Die Moldau" eines der beliebtesten Orchesterwerke der tschechischen Musik geblieben.
    Als unübertreffliches Beispiel für tonmalerische Programmmusik seit Urzeiten in allen Schul-Lehrplänen für Musik enthalten, wird die Symphonische Dichtung "Vltava", (die Moldau) einem großen Teil der Zuhörerschaft des Konzertes gut bekannt sein.

    Smetana komponierte das Stück vom 20. November bis zum 8. Dezember 1874. Am 4. April des folgenden Jahres wurde Die Moldau uraufgeführt. Das rondoartig wiederholte Hauptthema besteht aus einer Melodie, die erstmals im italienischen Renaissance-Lied La Mantovana aus dem 17. Jahrhundert auftaucht und später auch in einem schwedischen Volkslied sowie in der israelischen Nationalhymne leicht abgewandelt verwendet wurde.

    Smetana selbst beschreibt das Werk wie folgt: „Die Komposition schildert den Lauf der Moldau, angefangen bei den beiden kleinen Quellen, der kalten und der warmen Moldau, über die Vereinigung der beiden Bächlein zu einem Fluss, den Lauf der Moldau durch Wälder und Fluren, durch Landschaften, wo gerade eine Bauernhochzeit gefeiert wird, beim nächtlichen Mondschein tanzen die Nymphen ihren Reigen. Auf den nahen Felsen ragen stolze Burgen, Schlösser und Ruinen empor. Die Moldau wirbelt in den Johannisstromschnellen; im breiten Zug fließt sie weiter gegen Prag, am Vysehrad vorbei, und in majestätischem Lauf entschwindet sie in der Ferne schließlich in der Elbe.“

Solist Jonas Emanuel Haffner, Klavier



  • Jonas Emanuel Haffner, geboren 1993 in Stuttgart, begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierunterricht bei Romuald Noll, der ihn an der Stuttgarter Musikschule unterrichtet hat. Im Rahmen der Begabtenklasse wurde er besonders gefördert und besuchte unter anderem die Kompositionsklasse von Philipp Vandré.

    Jonas ist vierfacher 1. Bundespreisträger beim Wettbewerb Jugend musiziert in allen drei Wertungen: Klavier Solo, Duo mit einem Streichinstrument und Klavier-Kammermusik. Beim Tonkünstlerwettbewerb Baden-Württemberg errang er ebenso einen 1. Preis wie beim Internationalen Klavierwettbewerb in Bad Herrenalb. 2009 wurde ihm das Carl-Heinz Illies-Förderstipendium der Deutschen Stiftung Musikleben zugesprochen.

    Auch bei internationalen Klavierwettbewerben war Jonas erfolgreich. In Usti nad Labem in Tschechien wurde er mit dem Sonderpreis Moderne ausgezeichnet und errang den 2. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb der EMCY in Košice, Slowakei. 2011 erhielt er beim Nürnberger Klavierwettbewerb den 1. Preis und den mit Studio- und Konzertaufnahmen verbundenen Sonderpreis des Bayrischen Rundfunks.

    Jonas konzertierte als Solist bereits mit mehreren Sinfonieorchestern. Mit dem Paulusorchester Stuttgart unter Veronika Stoertzenbach führte er 2006 das 1. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven, 2008 die Rhapsody in Blue von George Gershwin und 2010 das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms auf. Mit dem Mannheimer Carl-Stamitz-Orchester spielte er 2009 das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms in Bruchsal. 2011 führte er mit dem Sinfonieorchester der Universität Stuttgart den Totentanz von Franz Liszt, den Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens und die Rhapsody in Blue von George Gershwin in Stuttgart und in Berlin auf.

    Im Juni 2011 legte Jonas das Abitur am Friedrich-Eugens-Gymnasium ab, erspielte sich einen 1. Bundespreis bei Jugend Musiziert und trat mit Liszts Feux Follets im Preisträgerkonzert auf, das vom NDR aufgezeichnet wurde.
    Im Herbst 2011 begann Jonas sein Klavierstudium an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Konrad Elser.