Konzertarchiv
Mozart, Dvorak, Beethoven
16. November 2013
60 Jahre „Gmünder Orchester”
Wolfgang Amadeus Mozart:
Ouvertüre zu »Titus«, KV 621
Antonin Dvorak:
Cellokonzert op. 104 h-Mol
Solist: Mathias Johansen, Violoncello
Ludwig van Beethoven:
Symphonie Nr. 6 F-Dur, op.68 – „Pastorale”
Leitung: Knud Jansen
Komponisten und Werkbeschreibungen
Wolfgang Amadeus Mozart:
Ouvertüre zu „La Clemenza di Tito”
Im Sommer 1791 bestellt Prag bei Wolfgang Amadeus Mozart eine Oper zur Krönung von Leopold II. Diese Oper "La Clemenza di Tito" ist die zweitletzte der Mozart'schen Opern, entstanden wenige Monate vor seinem Meisterwerk "Die Zauberflöte". Bei dem schon 1734 von Pietro Metastasio geschriebenen und dann von Mozart umgearbeiteten Libretto handelt es sich um einen Gegenentwurf zu "Cinna oder die Milde des Augustus" von Corneille, in dem er 1640 die Geburtsstunde des Absolutismus konstruiert hatte. Dabei wird bei Mozart in der Figur des Kaisers "Tito Vespasiano von Rom" das Bild eines aufgeklärten Herrschers gezeigt, bei dem im Schwanken zwischen Pflicht und Neigung am Ende die Menschlichkeit siegt. Somit handelt es sich hier eigentlich um das Paradox einer Krönungsoper im Zeitalter der bürgerlichen Revolution. Dies mag Mozart wie viele seiner Vorgänger zu der Vertonung gerade dieses Opernstoffes gereizt haben, dessen Beliebtheit damals erstaunlicherweise mehr als ein Jahrhundert anhielt (das Libretto wurde in der Zeit zwischen 1734 und 1839 nicht weniger als 42mal vertont).Trotz der bekannt freiheitlich aufgeklärten Haltung von Mozart wird sich der Held Tito bei aller menschlichen Größe an den Gegebenheiten der stattlichen Ordnung ausrichten. Schon in der Ouvertüre zeichnet Mozart diese Vielschichtigkeit nach, und so spiegelt sich in der Klarheit des Aufbaus des Werkes und seiner inneren Ausgeglichenheit eine tief empfundene "aufgeklärt klassische" Lebenshaltung wider.
Antonin Dvorak:
Cellokonzert
Als Johannes Brahms die Partitur des Cellokonzertes von Antonin Dvorak gelesen hatte, soll er ausgerufen haben: "Warum habe ich nicht gewusst, dass man ein Cellokonzert wie dieses schreiben kann ? Hätte ich es gewusst, dann hätte ich schon vor langer Zeit eines geschrieben"!
Und tatsächlich ist das Cellokonzert von Dvorak bis heute eines der schönsten , beliebtesten Werke dieser Gattung geblieben. Jeder Cellist, der etwas auf sich hält, hat es in seinem Repertoire und es vermag immer noch unvermindert alle Zuhörer in Bann zu ziehen.
Dabei brachte Dvorak dem Instrument zunächst keine übermäßig große Begeisterung entgegen. Erst in seiner so schöpferischen Zeit in Amerika, schrieb er von November 1894 bis Februar 1895 innerhalb von drei Monaten das Werk nieder. Zur Uraufführung kam es dann erst im März 1896 in London unter der Leitung des Komponisten.
Ludwig van Beethoven:
Symphonie Nr. 6 F-Dur, op.68 – „Pastorale”
"-Die Achte (von Beethoven) bewundere ich am meisten als konzentrierte Genialität und Reife; die Neunte wühlt mir die Gefühle am meisten auf; aber trotz der ... populären Fünften und dem Glanz der Siebten, ist es die Sechste, die mich am meisten beglückt ...", dies äußerte einer der großen Komponisten und Dirigenten der späten Romantik, Hans Pfitzner, über sein Verhältnis zu den Beethoven'schen Symphonien. Was macht nun die besondere Faszination dieser Symphonie aus? Sie wird häufig als die erste programmatische Symphonie bezeichnet, die dadurch und auch durch ihre Fünfsätzigkeit die Grenzen der klassischen symphonischen Musik erweitert und sprengt. Dies ist vollständig im Einklang mit dem Lebensgefühl des ausgehenden 18. und beginnenden 19.Jahrhunderts zu verstehen, wo die "Empfindung" in der Musik einen neuen Stellenwert bekam: Die Zeit der frühen Romantik begann. Beethoven ist sich dessen sehr wohl bewusst gewesen. Er wollte diese seine F-Dur Symphonie jedoch nicht als "Tonmalerei" verstanden wissen wollte, sondern nur als "Empfindungsmusik". Obwohl er den einzelnen Sätzen des Werks "hinweisende" Überschriften mitgab, äußerte er sich in den Bemerkungen zwischen den Skizzen zur 6.Sinfonie folgendermaßen: "Wer auch nur je eine Idee vom Landleben erhalten, kann sich ohne viel Überschriften selbst denken, was der Autor will! -- Pastoralsinfonie ist keine Malerei, sondern worin die Empfindungen ausgedrückt sind, welche der Genuss des Landes im Menschen hervorbringt, wobei einige Gefühle des Landlebens geschildert werden." (L.v.Beethoven). Das Resultat dieser Überlegungen ist eine neue Art der Symphonie, die im ersten Satz genau diese angesprochenen "Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande" erweckt, --im zweiten Satz jedoch schon mit konkreterer Tonmalerei bei der Darstellung z.B. des plätschernden Baches und der Vogelstimmen aufwartet, - uns im dritten Satz in eine unbeschwerte Szene ländlichen Feierns entführt, die dann im vierten Satz durch eine höchst wirkungsvolle Darstellung eines Gewitters unterbrochen wird. Im fünften und letzten Satz: "Hirtengesang, -frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm" kehrt Beethoven schließlich wieder zur Ebene der reinen empfindsamen Musik zurück und das Werk schließt mit einem ruhigen Lobgesang auf die Natur.
Solist Mathias Johansen
Mathias Johansen, am 21.05.1985 bei Hamburg geboren, verbrachte seine Kindheit in Norwegen, bis er in Göppingen gleichzeitig mit dem Schulbeginn Cellounterricht bekam. Mit zehn Jahren wechselte er zu Ekkehard Hessenbruch, Freie Musikschule Engelberg. Sein Studium begann er 2005 als Student von Prof. Wen-Sinn Yang an der Hochschule für Musik und Theater München und wechselte 2008 zu Prof. Troels Svane an die Musikhochschule Lübeck. Seit 2011 ist er Master-Student bei Frans Helmerson an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin.
Meisterkurse bei David Geringas, Wolfgang Boettcher, Jens Peter Maintz, Gustav Rivinius, Claude Starck, Wolfgang Emanuel Schmidt und Natalia Gutman sowie musikalische Zusammenarbeit mit Heime Müller ergänzen seinen künstlerischen und cellistischen Werdegang. Als Solist konzertierte er in Georgien und Deutschland mit Orchestern wie dem Esslinger Kammerorchester, der Hamburger Orchestergemeinschaft, dem Göppinger Jugendsinfonieorchester und den Engelberger Kammercellisten. Im November 2009 trat Mathias Johansen mit dem E. Elgar Cellokonzert in der Laeiszhalle in Hamburg auf, im November 2010 mit dem Cellokonzert Nr. 1 von D. Schostakowitsch in der Berliner Philharmonie. Es folgten 2010 das J. Haydn Cellokonzert C-Dur mit dem Göppinger Kammerorchester und 2011 das Konzert von Edvard Elgar mit der Philharmonie Schwäbisch Gmünd. Konzertreisen führten ihn nach Kanada, Österreich, in die Schweiz und durch Georgien, China, Norwegen und Deutschland. Er war an diversen Produktionen des Bayrischen Rundfunks beteiligt, unter anderem unter Zubin Mehta, wirkte bei mehreren Uraufführungen und Konzertreihen Neuer Musik mit und wurde zu internationalen Kammermusikfestivals wie dem Steirischen Kammermusikfestival Graz, dem Zeitkunstfestival Berlin, oder dem Podium Festival Esslingen eingeladen. Als Stipendiat der Stiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz wirkte er gemeinsam mit Meistern wie David Geringas, Kalle Randalu oder Ulf Rodenhäuser bei Kammerkonzerten mit. Seit Herbst 2010 spielt er regelmäßig im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und hat dort für die Saison 2011/2012 einen Zeitvertrag.
Frühe Teilnahmen an Wettbewerben wie Jugend Musiziert, Stuttgarter Musikpreis oder Tonkünstlerwettbewerb brachten Preise auf Landesebene und mehrere Bundespreise ein. Im Landesjugendorchester Baden-Württemberg war er Solocellist sowie in weiteren Orchestern, beispielsweise dem Bayrisch-Kanadischen Orchester oder dem Feldkirch-Festival-Orchester und 2011 bei der Jungen Norddeutschen Philharmonie. 2008 gewann er den 2. Preis beim Internationalen Cellowettbewerb Liezen (Österreich). Er wurde Stipendiat der Siemens AG Stiftung, des PE-Förderkreises Mannheim, der Marie-Luise-Imbusch-Stiftung sowie der Stiftung Villa Musica. Die Deutsche Stiftung Musikleben stellt Mathias Johansen ein Violoncello von Joseph Antonius Rocca (Turin 1839) aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds zur Verfügung.