Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Brahms, Ravel, Schubert
27. April 2013



  • Johannes Brahms
    Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 d-Moll, op.15
    Maestoso, Adagio, Rondo

    Maurice Ravel
    "Le Tombeau de Couperin"
    1 Prélude, 2 Forlane, 3 Menuet, 4 Rigaudon

    Franz Schubert
    Fantasie f-Moll op. 103 (Instrumentation : Felix Mottl)
    Allegro molto moderato, Largo maestoso, Allegro vivace, Allegro molto moderato

    Solist: Christian Petersen, Klavier

    Leitung: Knud Jansen

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Johannes Brahms:
    Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll, op.15


    Schon als 20jähriger begann Johannes Brahms an seinem ersten Klavierkonzert in d-Moll zu arbeiten. Ursprünglich wollte er eine Sonate für zwei Klaviere schreiben. Dies stellte ihn jedoch nicht zufrieden und so begann er zwei Jahre später, im Jahr 1856, aus diesen Anfängen ein Klavierkonzert zu schreiben . Die ursprüngliche Planung zielte auf ein großes symphonisches Werk in der Nachfolge der Beethoven'schen Symphonien hin. So entstand ein neuer Typus des Klavierkonzertes, nämlich das "symphonische Konzert", bei welchem der solistische Klavierpart ganz eng mit dem Orchesterpart verwoben ist. Diese" symphonische" Struktur, mit der für die damalige Zeit revolutionären, manchmal beinahe akustischen Unterlegenheit des Klaviers gegenüber dem stark besetzten Orchester macht den speziellen Reiz des Werkes aus, obwohl dies anfänglich, bei der Uraufführung durch Brahms im Jahre 1859 beim Publikum auf totales Unverständnis stieß und in Leipzig zu einem historischen Misserfolg führte. Inzwischen haben die beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms den ihnen zukommenden ebenbürtigen Platz neben seinen vier Symphonien gefunden.

    Der dunkle, dämonisch anmutende Anfang des Konzertes wurde schon von Zeitgenossen als Niederschlag der Empfindungen gedeutet, die der junge Komponist seinem immer mehr in Wahnvorstellungen versinkenden Freund Robert Schumann entgegenbrachte. Nach diesem mehr im Tragischen angelegten Satz wirkt der zweite Satz "Adagio" träumerisch und ruhig fließend, an Kompositionsmustern der alten a-cappella-Stile der Niederländer oder Palestrinas orientiert. Ursprünglich war dieser Satz überschrieben mit dem Motto "Benedictus qui venit in nomine Domini" aus dem lateinischen Messetext. Der dritte Satz, ein temperamentvolles, musikantisch heiter wirkendes Rondo führt dann das Konzert zu einem konzertanten Schluss.





  • Le Tombeau de Couperin, Erstdruck, Paris 1918. Titelbezeichnung vom Komponisten.
    Maurice Ravel:
    "Le Tombeau de Couperin"

    Orchesterfassung von 1919

    Äußerung Ravels in 1914:
    "Ich weiß wohl, mein lieber Freund, daß ich für das Vaterland arbeite, indem ich Musik mache! Zum mindesten hat man mir das zur Genüge gesagt, um mich während zweier Monate zu beruhigen."

    Entstehung:
    vor und während des 1. Weltkrieges 1914 - 1917 als Klaviersuite; die 6 Sätze der Suite widmete Ravel 6 gefallenen Kameraden ("à la mémoire de..."):
    Prélude: Jacques Charlot, der von verschiedenen Werken Ravels Klavierauszüge hergestellt hatte
    Fugue: Jean Cruppi, Gatte von Mme Cruppi, die die Aufführung von L'heure espagnole durchgesetzt hatte
    Forlane: Gabriel Deluc, Freund aus Ravels baskischer Heimat
    Rigaudon: Pierre und Pascal Gaudin, ebenfalls Freunde aus der baskischen Heimat
    Toccata: Joseph de Marliave, Gatte der berühmten Pianistin Marguerite Long, die 1919 das Werk uraufführte
    Die Uraufführung fand 1919 in Paris statt; das Werk wurde begeistert aufgenommen und musste komplett wiederholt werden. Im selben Jahr entstand die Orchesterfassung mit den Sätzen: 1. Prélude, 2. Forlane, 3. Menuet, 4. Rigaudon
    Zum Titel: Mit dem Titel "Tombeau" spielt Ravel auf eine französische Gattung der Lauten- undKlaviermusik des 16/17. Jahrhunderts, oft in der Form von Pavane oder Allemande.
    Hinweise zur Musik:
    Keine emotional geprägte Trauermusik. Ravel: "Man muß sich nicht die Brust öffnen, um zu zeigen, daß man ein Herz hat."
    Die doppelte "Maske" der strengen, alten Form der Suite und des Tombeau-Topos bewirkt Distanz. Die Gefühlsbewegung tritt "zurück hinter die harte gemeißelte und klassisch geordnete Form." Ravel gießt "seine dunkelsten Empfindungen in Formen..., die einmal der Geselligkeit und Erotik gedient haben."
    Dennoch wird die Musik nicht nur als "leicht" und "graziös", sondern auch als "traurig" und "melancholisch" empfunden.
    Ravel ehrt, sehr zurückhaltend nationalistisch, seine gefallenen Kameraden mit einer spezifisch "französischen" Musik: Im Oktober 1914 erwähnt er eine "französische Suite – nein, nicht so, wie Sie sich das vorstellen, die Marseillaise wird nicht vorkommen, aber eine Forlane, eine Gigue, jedoch kein Tango.".

    nach Gerhard Meyer, Mannheim



  • Franz Schubert:
    Fantasie f-Moll op. 103 (Instrumentation : Felix Mottl)


    Die "Fantasie in f-Moll" entstand in Schuberts letztem Lebensjahr 1828 als Werk für Klavier zu vier Händen. Es ist eines der bekanntesten und schönsten Werke der Klavierliteratur zu vier Händen. Komponiert in freier Form mit deutlichen Anklängen an die Sonatenform mit Allegro, Largo, Scherzo und Finale wird das Werk durch die Wiederkehr des ausdrucksvollen, melancholisch klingenden Anfangsteils am Schluss der Fantasie in eine größere poetische Einheit gebracht. Durch das ganze Stück wechseln sich in Schubert'scher Art Themen von fatalistischer, tragischer Art mit Melodien ab, die in ihrer kantablen Schönheit unmittelbar auf den Zuhörer wirken. Erstaunlich oft birgt dieses Klavierstück fugatohaft angelegte Passagen, sowie den bei Schubert so oft beobachteten Wechsel zwischen Moll und Dur.

    Durch diese Merkmale bietet sich das Stück geradezu an für eine farbige Instrumentation für Großes Orchester. Es ist kein Wunder, dass sich in der Zeit der Ausweitung des Orchesterklangs durch Wagner diese Klanglichkeit dem Musiker gewissermaßen aufdrängte und Mottl versuchte, das, was Schubert am Klavier klanglich zu realisieren strebte, durch die weit größeren Möglichkeiten des spätromantischen Orchesters noch zu überhöhen.



  • Felix Mottl

    Geboren am 24.Aug. 1856 bei Wien, studierte er unter anderem bei Hellmersberger und Bruckner in Wien und schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Danach wurde er als Dirigent beim Akademischen R. Wagner Verein in Wien angestellt und war ab 1876 Assistent Wagners in Bayreuth. 1880-1893 war er Kapellmeister und anschließend Generalmusikdirektor in Karlsruhe. Weitere Stationen seines Lebens : Als Chefdirigent in Bayreuth (1886) war er der Lieblingsdirigent von Cosima Wagner , später Co-Direktor der Royal Academy und der Covent Garden Opera in London(bis 1907). Nach der Jahrhundertwende war er häufig in den USA, an der Metropolitan Oper New York dirigierte er 62 Aufführungen und Konzerte. Ab 1903 bis zu seinem Tod war er Direktor der Oper in München. Als Komponist schrieb er selbst drei Opern, Kammermusik und Lieder. Er gab Werke von Berlioz und von Wagner heraus, bearbeitete und instrumentierte Werke früherer Komponisten. 1911 starb er in München.

Solist Christian Petersen



  • Christian Petersen leitet seit November 2008 eine Hauptfachklasse für Klavier an der Musikakademie Kassel.

    Christian Petersen begann seine Ausbildung zunächst als Jungstudent an der Musikhochschule in Frankfurt a.M. bei Andreas Meyer-Hermann und setzte sein Studium bei Anatol Ugorski in Detmold fort, wo er 2000 das Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er außerdem durch Leon Fleisher, Alexis Weissenberg, Hans Leygraf, Renate Kretschmar-Fischer, Jürgen Uhde und Christian Zacharias.

    Beim Deutschen Musikwettbewerb 1997 für Klavier solo wurde Christian Petersen durch die Aufnahme in die Bundesauswahl "Konzerte junger Künstler" ausgezeichnet, 2000 gewann er den Beethoven Klavierwettbewerb Richard Laugs (Mannheim). Als Solist und Kammermusiker gastierte er u. a. beim Rheingau Musikfestival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem internationalen Bodensee-Festival und den Mosel-Festwochen.
    Seine Konzerttätigkeit führte ihn über die europäischen Nachbarstaaten hinaus nach Mazedonien, Rumänien, Bulgarien, in die Vereinigten Emirate, nach Japan und in die USA.

    Zahlreiche Rundfunkproduktionen und Konzertmitschnitte im In- und Ausland dokumentieren seinen künstlerischen Rang. Seine Einspielung mit Variationswerken von Beethoven, Mendelssohn und Brahms (genuin) wurde als "technisch brillant und an Brendels Präzision und wandlungsfähiges Klangbild heranreichend" gewürdigt (Pianonews).
    Im Anschluss an sein Konzertexamen nahm Christian Petersen bereits Lehrverpfichtungen an der Hochschule für Musik Detmold und an der Hochschule für Künste Bremen (KA, Klavier) wahr.