Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Bizet, Mozart, Beethoven
08. Dezember 2012



  • George Bizet (1838-1875)
    Jeux d‘Enfants / Suite op. 22

    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Konzert für Bassettklarinette und Orchester / A-Dur
    Solist: Nikolaus Friedrich

    Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Sinfonie Nr. 3 „Eroica“ / Es-Dur, op. 55

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • George Bizet:
    Petite Suite" (Jeux d'Enfants) für Großes Orchester op.22


    1871, zwei Jahre vor seinem absoluten Meisterwerk , CARMEN, schuf George Bizet einen Zyklus von 12 Miniaturen für "Klavier vierhändig", seine "Jeux d'Enfants", die, ähnlich den "Kinderszenen" von Robert Schumann, in vollendeter musikalischer Form Themen aus der Kinderwelt beschreiben. So findet man z.B. neben einem Marsch (Trompette et Tambour)und einem Wiegenlied (überschrieben : La Poupée), einen sich in großem Tempo drehenden Kreisel und andere Kinderspiele in einer entzückenden, in ihrer Charakteristik unübertroffenen Form.

    In unserem Konzert hören Sie die vom Komponisten ein Jahr später im Jahre 1873 als "Petite Suite" für Großes Orchester instrumentierte Fassung.



  • Wolfgang Amadeus Mozart:
    Konzert für Bassettklarinette und Orchester A-Dur , KV


    Auf der Ebene der Solokonzerte hat neben seinen Klavierkonzerten Mozarts Klarinettenkonzert den höchsten Ruhm erlangt und ist bis auf den heutigen Tag eines seiner beliebtesten und berühmtesten Konzerte geblieben. Das Konzertwurde im kurzen Zeitraum von zehn Tagen, zwischen dem 28. September und dem 7. Oktober 1791 geschrieben und fertiggestellt, also nur zwei Monate vor Mozarts Tod. Doch der Entwurf lag wesentlich weiter zurück. Etwa 1787 nämlich komponierte Mozart ein Allegro in G-Dur (KV 621b) für Bassetthorn und Orchester. Bassetthorn war das zweite Instrument Anton Stadlers ,der ein bekannter Klarinettisten zu dieser Zeit und ein enger Freund Mozarts war. Doch später schrieb er den Satz nach A-Dur für Bassettklarinette um und fügte im Jahre 1791 noch das Adagio und das Rondo hinzu. Am 7. Oktober 1791 instrumentierte er das Rondo, stellte damit das Konzert fertig und vermerkte am gleichen Tag ausdrücklich, dass es für Stadler und dessen „Bass-Klarinett“ geschrieben sei. Dieses Instrument war 1788 vom k.k. Hofinstrumentenmacher Theodor Lotz erfunden und von Stadler verbessert worden .

    Das wunderschöne Konzert wurde in der Folge lange Zeit bevorzugt auf der etwas heller klingenden "normalen" A-Klarinette gespielt und erst in neuerer Zeit greift man wieder auf das ursprüngliche, etwas tiefere und weicher klingende Instrument Bassettklarinette zurück. Am 8.Dezember haben Sie die nun die Gelegenheit, das Konzert in seiner Urfassung zu erleben.





  • Ludwig van Beethoven:
    Entstehung der dritten Symphonie genannt "Eroica"


    Entstanden gerade nur etwas mehr als 12 Jahre nach dem Klarinettenkonzert von Mozart birgt Beethovens dritte Symphonie "Eroica" eine ganze Fülle von revolutionär Neuem in sich. Sie ist die erste große Symphonie der Hochklassik , zukunftsweisend für die Weiterentwicklung der Symphonie überhaupt. In einer für den Komponisten emotional sehr schweren Zeit, kurz nachdem sein Gehörleiden begonnen hatte und er das ergreifende "Heiligenstädter Testament" verfasst hatte, begann er im Jahre 1801 mit den ersten Entwürfen zu einer Napoleon-Symphonie. Die wesentlichen Teile schrieb er dann von Mai bis November 1803 . Anfang 1804 war die Partitur vollendet und trug den Titel "Symphonie grande , intitolata Bonaparte" (Große Symphonie mit dem Titel "Bonaparte"). Als Beethoven kurz darauf von der Selbstkrönung Napoleons erfuhr, soll er voller Enttäuschung über die offensichtliche Missachtung der Werte der Französischen Revolution das Titelblatt zerrissen haben. Die Symphonie erschien dann unter der Bezeichnung "Sinfonia eroica, composita per festiggiare il sovvenire di un grand´uomo" (Heldensymphonie, niedergeschrieben, um das Andenken an einen großen Mann zu feiern.) Vom Ideal Napoleon ist nur das "Andenken an einen großen Mann" übrig geblieben.
    Diese Symphonie ist die eigentlich erste große Symphonie der Musikgeschichte. Beethoven bricht darin mit einer Vielzahl von stilistischen Merkmalen der damals gängigen symphonischen Werke. So leistet er sich z.B. bei Harmonie und Rhythmus unerhörte Kühnheiten, wertet den Scherzo-Satz auf und erweitert im 1.Satz die Form durch Einführung zusätzlicher Themen, verwendet ungewöhnliche Formen wie Trauermarsch und Passacaglia, kurzum er gibt dem ganzen Werk einen individuellen Charakter. Damit verweist die "Eroica" in vielen Aspekten als erstes symphonisches Werk ganz deutlich auf die nachfolgende Romantik hin.

Solist Nikolaus Friedrich



  • Nikolaus Friedrich
    Der Klarinettist Nikolaus Friedrich, 1956 in Schwäbisch Gmünd geboren,studierte an den Musikhochschulen in Düsseldorf und Stuttgart Klarinette bei Hermut Gießer und Klavier bei Karl-Heinz Lautner. Nach Studienabschluss mit Auszeichnung haben Meisterkurse bei Thea King und Anthony Pay in England seine Entwicklung als Klarinettist nachhaltig geprägt. Seit 1984 ist Nikolaus Friedrich Soloklarinettist im Orchesters des Nationaltheaters Mannheim. Neben solistischen Auftritten, so z.B. beim Würzburger Mozartfest und im Rahmen der Berliner Festwochen, pflegt und liebt Nikolaus Friedrich das Kammermusikspiel. Seine Partner sind namhafte Musiker und Ensembles wie z.B. das Nomos-Quartett, das Trio Opus 8, das Minguet-Quartett, das Amaryllis-Quartett sowie der Cellist Mario De Secondi.

    Neben verschiedenen CD-Produktionen spielte Nikolaus Friedrich mit Thomas Palm u.a. sämtliche Werke von Max Reger für Klarinette und Klavier ein. Mit dem English Chamber Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck und dem Hugo-Wolf-Quartett als Partner legte Nikolaus Friedrich 1996 Aufnahmen desMozart‘schen Klarinettenkonzertes und dessen Klarinettenquintetten vor, in denen er den Solo- bzw. Bläserpart auf der von Mozart original vorgesehenen, aber selten gespielten Bassettklarinette interpretiert.(Alle CD-Aufnahmen bei Bayer Records.)Die intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik bildet einen weiteren Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit.