Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Hans Rott, Edward Elgar, Peter I. Tschaikowskij
28. Mai 2011



  • Hans Rott
    Ein Vorspiel zu „Julius Cäsar”

    Edward Elgar
    Cellokonert in e-moll
    Solist Mathias Johansen

    Peter I. Tschaikowskij
    Symphonie Nr. 5 in e-Moll

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Hans Rott (1858-1884):

    „Was die Musik an ihm verloren hat, ist gar nicht zu ermessen: zu solchem Fluge erhebt sich sein Genius schon in dieser ersten Symphonie, die er als zwanzigjähriger Jüngling schrieb und die ihn - es ist nicht zuviel gesagt zum Begründer der neuen Symphonie macht, wie ich sie verstehe”
    (Gustav Mahler über Hans Rott)

    Äußerst tragisch muß man es nennen, das kurze Leben des österreichischen Komponisten Hans Rott:
    Er wurde 1858 in Wien als außereheliches Kind eines Schauspielers und einer Sängerin geboren. Seine Eltern heirateten, als er vier Jahre alt war, jedoch starb seine Mutter, als er gerade 14, und sein Vater, als er 18 Jahre alt war. Trotz der finanziellen Notlage studierte er am Wiener Konservatorium zusammen mit Gustav Mahler und Hugo Wolf, und war Schüler von Anton Bruckner, der eine sehr hohe Meinung von ihm hatte. Dennoch konnte Rott sich mit seinem eigenwilligen, von Richard Wagner stark beeinflussten, aber doch bald sehr eigenen Kompositionsstil schon während seines Studiums bei den Hochschulprofessoren nicht durchsetzen, obwohl ihm Bruckner eine glänzende Zukunft voraussagte. Nach mehreren Misserfolgen ging er mit einem glänzenden Abgangszeugnis, aber ohne den erhofften Kompositionspreis vom Konservatorium in Wien ab.
    Danach hielt er sich von 1876-1878 als Organist und Privatmusiklehrer mehr schlecht als recht finanziell über Wasser. Mehrere Versuche Bruckners, ihm eine Organistenstelle in St.Florian zu verschaffen, schlugen fehl. Nebenher schrieb er eine Symphonie in E-Dur. 1880 zeichnete sich die Möglichkeit ab, eine Chorleiterstelle im elsässischen Mulhouse anzutreten. Zur Erlangung eines Staatsstipendiums für Musiker und um doch noch im Wien Fuß zu fassen, reichte er seine Symphonie bei den zentralen Kommissionsmitgliedern Brahms, Goldmark und Hanslick ein. Leider erhielt diese durch Johannes Brahms eine durchaus negative Beurteilung, was ihn zutiefst verletzte Zu dieser Zeit kam dann, wahrscheinlich durch die permanenten Rückschläge und seine sensible Konstitution bedingt, eine heftige psychische Krankheit zum Ausbruch. Er litt unter starkem Verfolgungswahn: Nachdem er im Zug einen Mitreisenden mit der Pistole bedrohte, weil dieser eine Zigarre anzünden wollte und er überzeugt war, dass Brahms den Zug mit Dynamit gefüllt hatte, wurde er in die Niederösterreichische Landesirrenanstalt gebracht, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1884 lebte. 1881 erhielt er (Kommissionsmitglieder waren Brahms, Goldmark und Hanslick) das erhoffte Kunststipendium, leider zu spät: Er starb in der Anstalt, - nicht einmal ganz 26jährig - , an Tuberkulose.
    Nach seinem Tode war er als Komponist vollkommen vergessen und erst 1989 wurde seine Symphonie, die in der Österreichischen Nationalbibliothek gelegen hatte, neu bearbeitet und in Amerika uraufgeführt. In den letzten Jahren erst kommt das eine oder andere hochinteressante Werk wieder ans Tageslicht. Von dem Vorspiel zu „Julius Cäsar“, das in unserem Konzert zur Aufführung kommen wird, gibt es nur eine einzige Einspielung aus dem Jahre 2004 durch das Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von S. Weigle.



  • Sir Edward Elgar (1857-1934):

    Heute wird er als einer der größten Komponisten Englands verehrt, begonnen hat er seine Karriere als absoluter Autodidakt und Gelegenheitskomponist für lokale Musikvereine. Im Jahre 1857 in einem kleinen Ort bei Worcester in England geboren wuchs er in einer allgemein musikalischen Atmosphäre auf. Sein Vater war Besitzer eines kleinen Musikgeschäftes sowie Klavierstimmer. So konnte der kleine Edward im Laden seines Vaters auf vielen Instrumenten experimentieren und sich Grundlegendes selbst erarbeiten. Kompositorisch war er auch absoluter Autodidakt. Lange spielte er in lokalen Musikgruppen und gab auch Instrumentalunterricht. Sein musikalischer Durchbruch gelang ihm erst um die Jahrhundertwende mit den bekannten Enigma-Variationen und vor allem 1901 durch die beiden Märsche „Pomp and Circumstances”, mit „Land of Hope and Glory”, das bis heute als eine der englischen Hymnen gilt. 1904 wird er vom damaligen König Edward in den Adelsstand erhoben.
    Das Cello-Konzert zählt zu seinen späteren Werken. Durch die Geschehnisse des ersten Weltkrieges zutiefst deprimiert, schrieb er während der Kriegszeit kaum etwas nieder. Erst 1918, als er sich 61 jährig einer Mandeloperation unterziehen musste, brachte er von dem Krankenhausaufenthalt ein völlig neuartiges musikalisches Thema mit nach Hause: das Kopfthema des Cellokonzertes. 1919 im Frühjahr entstand daraus dann das gesamte Konzert. An seinem 62 .Geburtstag im Juni stellte er das Werk zum ersten Mal seinen Freunden vor und schrieb im Juli: „Ich habe ein Cellokonzert beinahe fertig, ein wirklich großes Werk und, wie ich glaube, ein gutes und lebendiges..!”

    Ernest Newman, einer der führenden Kritiker bei der Uraufführung im Oktober 1919, schrieb: „Das Werk ist ein wunderbares Stück, sehr einfach – mit dieser erwartungsvollen Einfachheit, die der Musik Elgars in den letzten Jahren immer innewohnt, aber mit einer tiefgreifenden Weisheit und Schönheit, die dieser Einfachheit zugrunde liegt, – Das lebenslange nachdenkliche Brüten eines feinen Geistes über die Schönheit der Erde”.
    Wie wichtig Elgar das Konzert vor allen anderen seiner Kompositionen war, belegt die folgende Episode. Während seiner letzten Krankheit 1933 summte er das erste Thema des Konzertes einem Freund vor und sagte: „Wenn du jemals, nachdem ich gestorben bin, jemanden diese Melodie über die Malvern Hills pfeifen hörst, so erschrick nicht: Das bin nur ich!”
    (vgl.: www.elgar.org)



  • Tschaikowskys und seine „Fünfte Symphonie”

    Nach seiner ersten großen Reise nach Westeuropa, bei der er die Bekanntschaft vieler der größten Komponisten Europas getroffen hatte, kehrte Tschaikowsky 1888 mehr oder weniger bedrückt in sein Heimatland Russland zurück. Er trug sich mit dem Gedanken, mit Komponieren überhaupt aufzuhören Aus dieser Zeit stammen folgende Zitate aus seinem Tagebuch: „Schreiben für wen? Weiterschreiben? Lohnt kaum! Das Alter klopft an, vielleicht ist auch der Tod nicht mehr fern. Lohnt sich denn dann alles noch?”
    Als er sich danach aber auf sein Landgut Frolowskoje bei Krin zurückgezogen hatte, kehrte sehr schnell sein Lebensmut wieder zurück. Schon im Mai 1888 begann er mit der Komposition seiner 5. Symphonie, und schon drei Monate später war sie fertig.
    Diese Symphonie, aus dem Kampf mit sich selbst entstanden, wird heute allgemein „Schicksalssymphonie” genannt und damit in die Nachbarschaft zur 5. Symphonie von Beethoven gestellt. Anlaß dazu geben zum Einen Äußerungen, die Tschaikowsky seiner Symphonie mitgegeben hatte: Zum Ersten Satz schreibt er: „Introduktion. Völlige Ergebung in das Schicksal oder, was dasselbe ist, in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung” und das wundervolle Horn-Thema des zweiten Satzes bezeichnet er selbst als den „Lichtstrahl” der Symphonie. Zum Anderen verbindet ein „Schicksalsmotiv”, das sich durch alle Sätze zieht, (ähnlich, wie es schon bei Hector Berlioz in seiner „Symphonie fantastique” vorkommt) die gesamte Konzeption des Werkes.
    Tschaikowsky selbst stand seiner „Fünften”, die immer mehr Anerkennung fand, erstaunlicherweise sehr kritisch gegenüber: „Nach jeder Aufführung empfinde ich immer stärker, dass dieses Werk mir misslungen ist. Die Symphonie erscheint mir zu bunt, zu massiv, zu künstlich, zu lang, überhaupt unsympathisch ...”
    Heute zählt sie zu den großen Symphonien der Romantik und steht zusammen mit der Pathetique, der letzten Symphonie Tschaikowskys, in der Hörergunst ganz oben.
    Es mag wohl gelten, was Klaus Manns in seiner Tschaikowsky-Biographie über diese Symphonie äußerte:. „ geschrieben, zum Trotz jener schlimmen Angst, die den Alternden lähmen wollte mit ihrem Flüstern: Du bist ausgesungen, vertrocknet, von dir kommt nichts mehr. Und siehe da: Die Symphonie wurde groß, und sie wurde gut. Sie hatte Schwermut und Glanz und dazwischen eine ganz entrückte Leichtigkeit und am Ende den stolzen und heftigen Überschwang dessen, der sich höchst tapfer wehrt.”

Solist Mathias Johansen



  • Mathias Johansen, am 21.05.1985 bei Hamburg geboren, verbrachte seine Kindheit in Norwegen, bis er in Göppingen gleichzeitig mit dem Schulbeginn Cellounterricht bekam. Mit zehn Jahren wechselte er zu Ekkehard Hessenbruch, Freie Musikschule Engelberg. Sein Studium begann er 2005 als Student von Prof. Wen-Sinn Yang an der Hochschule für Musik und Theater München und ist seit 2008 bei Prof. Troels Svane an der Musikhochschule Lübeck eingeschrieben.

    Meisterkurse bei David Geringas, Wolfgang Boettcher, Jens Peter Maintz, Gustav Rivinius, Claude Starck, Wolfgang Emanuel Schmidt und Natalia Gutman sowie musikalische Zusammenarbeit mit Heime Müller ergänzen seinen künstlerischen und cellistischen Werdegang. Als Solist konzertierte er in Georgien und Deutschland mit Orchestern wie dem Esslinger Kammerorchester, der Hamburger Orchestergemeinschaft, dem Göppinger Jugendsinfonieorchester und den Engelberger Kammercellisten. Im November 2009 trat Mathias Johansen mit dem Elgar Cellokonzert in der Laeiszhalle in Hamburg auf, im November 2010 mit dem Cellokonzert Nr. 1 von D. Schostakowitsch in der Berliner Philharmonie. Konzertreisen führten ihn nach Kanada, Österreich, in die Schweiz und durch Georgien, China, Norwegen und Deutschland. Er war an diversen Produktionen des Bayrischen Rundfunks beteiligt, unter anderem unter Zubin Mehta und spielte bei mehreren Uraufführungen und Konzertreihen Neuer Musik mit. Seit Herbst 2010 spielt er regelmäßig im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

    Frühe Teilnahmen an Wettbewerben wie Jugend Musiziert, Stuttgarter Musikpreis oder Tonkünstlerwettbewerb brachten Preise auf Landesebene und mehrere Bundespreise ein. Im Landesjugendorchester Baden-Württemberg war er Solocellist sowie in weiteren Orchestern, beispielsweise dem Bayrisch-Kanadischen Orchester oder dem Feldkirch-Festival-Orchester. 2008 gewann er den 2. Preis beim Internationalen Cellowettbewerb Liezen (Österreich). Er wurde Stipendiat der Siemens AG Stiftung, des PE-Förderkreises Mannheim, der Marie-Luise-Imbusch-Stiftung sowie der Stiftung Villa Musica. Die Deutsche Stiftung Musikleben stellt Mathias Johansen ein Violoncello von Joseph Antonius Rocca (Turin 1839) aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds zur Verfügung.