Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy
02. Mai 2009





  • Am Nachmittag, um 17.00 Uhr luden wir alle kleineren und größeren Kinder (ab ca. 6 Jahren) zu einer interessanten Musikstunde ein:
    Mit Geschwistern hat man es nicht immer leicht. Echten Wunderkindern geht es da nicht anders. Auch wenn Fanny (Tanja Goldstein) und Felix Mendelssohn ein Herz und eine Seele sind, hat die begabte Schwester des Meisterkomponisten schwer daran zu knabbern, dass ihr berühmter Bruder mit dem Vater zu einer schicksalsträchtigen Reise nach Paris aufbricht und sie zu Hause bleiben muss. Zusammen mit dem Erzähler (Michael Schaumann) entführt sie das große und kleine Publikum auf eine Reise, in die Vergangenheit und nimmt es mit, in die aufregende Welt der Geschwister Mendelssohn.

Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Ouvertüre zu „Egmont“ von Ludwig van Beethoven
    Die Musik zu Goethe’s Trauerspiel „Egmont“ wurde vor 200 Jahren im Geburtsjahr von Felix Mendelssohn-Bartholdy geschrieben.
    Goethe’s Drama handelt von der Unterdrückung der Niederlande durch den brutalen spanischen Statthalter, Herzog Alba, dem sich der freiheitsliebende Graf Egmont entgegenstellt. Das Trauerspiel endet mit der Hinrichtung Egmonts.

    Beethovens Bewunderung für den Dichter Goethe ist ebenso bekannt wie seine spätere Enttäuschung über den Menschen bei einer kurzen Begegnung in Teplitz im Bade (beide Haltungen beruhten übrigens völlig auf Gegenseitigkeit!).
    Er bot dem Dichterfürsten an, eine Bühnenmusik zu Goethe’s Trauerspiel „Egmont“ zu schreiben: Der Stoff des Egmont, seine Freiheitsliebe, seine Aufopferung für die Sache des Volkes und schließlich seine Vision einer besseren freien Welt vor seiner Hinrichtung war Beethoven in der damaligen Zeit sehr nahe, und er versuchte, das in dem knapp acht Minuten dauernden Stück komprimiert zu verarbeiten.

    Eine mögliche Deutung der Konzeption könnte also so lauten:
    „Die dunkle, dramatische Einleitung in f -Moll könnte die Situation der Niederlande während der spanischen Besatzung nachzeichnen. Dagegen setzt Beethoven eine Kantilene in den Holzbläsern, bevor er in klassischer Sonatensatzform das Drama verarbeitet. Nach der Reprise tritt eine erschütternde Generalpause ein – nach Beethovens eigenen Andeutungen der Tod Egmonts –, und dann erst erfolgt die Coda, die Beethoven dazu benutzt, die Freiheitsvisionen des Titelhelden gleichsam als Utopie an den Schluss zu stellen“ (nach M.Levin).

    Symphonie Nr 7 A-Dur, op.92 von Ludwig van Beethoven
    Die ersten Skizzen zu der Symphonie, die später eines seiner bekanntesten Werke werden sollte, reichen bis in das Jahr 1809 zurück (dem Entstehungsjahr der Ouvertüre zu „Egmont“ und dem Geburtsjahr Felix Mendelssohn- Bartholdy’s).
    Begonnen wurde sie jedoch eigentlich erst bei dem Badeaufenthalt in Teplitz, in welchem die Begegnung mit dem Dichterfürsten J.W.v.Goethe stattfand, und fiel damit in eine Zeit, in der Beethoven verhältnismäßig wenig schrieb. Dies wird im Allgemeinen der damaligen politischen Situation zugeschrieben, befinden wir uns doch mitten in den Napoleonischen Kriegen. Und hierher gehört die 7.Symphonie auch thematisch, wird sie doch als „Siegessymphonie“ bezeichnet und am 8.Dezember 1813 uraufgeführt als Benefizkonzert für verwundete bayrische und österreichische Soldaten nach der Schlacht bei Hanau, zusammen mit dem anderen kuriosen „kriegerischen symphonischen Werk“, allgemein bekannt als „Wellington’s Sieg bei Victoria“ . Beethoven stand selbst am Dirigierpult mit einer großen Anzahl der besten Musiker der damaligen Zeit in Wien unter den Mitwirkenden ; z.B. Louis Spohr, Antonio Salieri, Johann Hummel, Ignaz Schuppanzigh, Giacomo Meyerbeer, Giuliani, Romberg u. a.. Das Werk hatte eine unglaubliche Resonanz und der zweite Satz musste wiederholt werden. Bei allen folgenden Aufführungen, die der inzwischen weitgehend ertaubte Komponist selbst leitete, musste immer der 2.Satz wiederholt werden.
    Beethoven selbst hielt die Symphonie für „seine beste“, eine zeitgenössische Kritik nannte sie „die melodisch reichste, gefälligste und verständlichste alles Symphonien Beethoven’s“, und Richard Wagner nannte sie :“die Apotheose des Tanzes“: (-- Dies rührt daher, dass alle vier Sätze sehr stark von rhythmischen Mustern her bestimmt sind.-- ) Dazu die nette Episode, dass Wagner versucht haben soll, die Symphonie selbst zu tanzen, während Liszt sie am Klavier spielte. – Dies muss ein wirklich sehenswertes Ereignis gewesen sein!
    Aber es gab nicht nur Anerkennung, da manches in dem Werk doch zu eigenwillig erschien : Carl Maria v. Weber hielt, - Bezug nehmend auf die endlose Wiederholung des Motivs der dunklen Streicher am Ende des ersten Satzes-, den Komponisten für „reif für’s Irrenhaus“, Friedrich Wieck, der Vater von Clara Schumann, meinte, dass diese Symphonie nur in volltrunkenem Zustande geschrieben worden sein könne, - und der berühmte englische Dirigent des 20.Jahrhunderts, Sir Thomas Beecham äußerte sich einmal :“ Was soll man damit anfangen? Es ist ,als ob eine Menge Yaks in der Gegend herum galoppierten!“

    Das Werk gehört jedoch bis heute zu den drei beliebtesten Symphonien Beethoven’s (nach der 9. und der 3.“Eroica“) und begeistert noch wie damals gerade durch seine Heiterkeit, den einzigartigen Klangzauber des zweiten Satzes, das quirlige Scherzo mit dem aus einem österreichischen Pilgerlied übernommenen Trio und dem überschäumenden Schlusssatz, der, fast zum Gassenhauer geworden, den Sieg der Alliierten gegen die französische Armee bei Hanau im Zuge der Befreiungskriege feiert.



  • Konzert für zwei Klaviere E-Dur,
    von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847)

    Was für eine Kindheit ! Geboren am 3.Februar 1809 in Hamburg, war er Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn und Bruder der ebenfalls als Komponistin tätigen Fanny Hensel, geborene Mendelssohn (1805-1847), mit der er zeitlebens engstens verbunden blieb. Die Familie war jüdischer Herkunft, Mendelssohn und seine drei Geschwister wurden jedoch 1816 protestantisch getauft. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er in Berlin schon in seinen ersten Lebensjahren durch die besten Musiker der Stadt, 1816-18 besuchte er eine öffentliche Elementarschule; seit 1818 wurde er zuhause von Privatlehrern unterrichtet. So wächst Felix und seine um vier Jahre ältere Schwester Fanny in einer musikalisch wie allgemein künstlerisch außerordentlich anregenden Atmosphäre auf. Die herausragende musikalische Begabung des Jungen wird früh bemerkt und gefördert : mit 9 Jahren tritt das Kind zum ersten Mal in einem öffentlichen Konzert auf, ab seinem 11.Lebensjahr beginnt er regelmäßig zu komponieren. Mit 12 Jahren wird er Johann Wolfgang v. Goethe vorgestellt, der voller Bewunderung für die Genialität des Kindes ist. Und etwas mehr als ein Jahr später, im Alter von 14 Jahren, komponiert er sein Konzert für zwei Klaviere in E-Dur ! Er vollendet das Werk am 17. Oktober 1823 und wird es wohl seiner Schwester zu ihrem Geburtstag im November geschenkt haben. Die Uraufführung fand noch im selben Jahr durch das Geschwisterpaar in einer der Mendelssohn’schen „Sonntagsmusiken“ statt. (Bei den von ihren Eltern organisierten „Sonntagsmusiken“ im Hause Mendelssohn mit Musikern der Hofkapelle erhielten Felix und auch Fanny die Möglichkeit, ihre eigenen Werke in einem halböffentlichen Rahmen vor einem ausgewählten Publikum zu erproben).

    Auch der weitere Weg des Konzertes war sehr wechselhaft : Vom jungen,14jährigen Felix komponiert, mit der Schwester in Berlin mehrmals aufgeführt, blieb das Werk nach einer weiteren Überarbeitung und Aufführung in London zusammen mit dem berühmten Pianisten Ignaz Moscheles bis 13 Jahre nach Mendelssohn’s Tod verschwunden , um dann einmalig durch Moscheles unter dem Komponistennamen „F. Knospe“ (Anspielung auf das jugendliche Alter des Komponisten) wieder aufgeführt zu werden.

    Danach blieb das Konzert bis in die Fünfziger-Jahre des 20.Jahrhunderts in den Archiven verschwunden und erfreut sich erst in neuester Zeit steigender Beliebtheit durch seine natürliche, jugendliche Frische. Erstaunlich ist es, dass unter den bekanntesten Klavierduos der Welt ausgerechnet zwei Geschwisterpaare, nämlich Hans-Peter und Volker Stenzl sowie Katia und Marielle Labèque , heute dieses Konzert wieder einem großen Publikum zugänglich machen.

Solisten Hans-Peter und Volker Stenzl



  • Hans-Peter und Volker Stenzl
    Seit über 20 Jahren betreten sie gemeinsam die Bühne, sie spielen auswendig und mittlerweile so frei wie ein Solist mit vier Händen:

    Hans-Peter und Volker Stenzl zählen zu den besten Klavierduos der Welt. Die Kritik spricht von einer „magischen Verbindung zweier brüderlicher Herzen zu einer musikalischen Seele“ und lobt bei ihren Interpretationen die „einzigartige Verschmelzung von musikantischem Instinkt und messerscharfer musikalischer Intelligenz“.

    Ihr hohes Ansehen haben sich die Stenzls gründlich erarbeitet: nach ihrem Studium in Stuttgart und Frankfurt bildeten sie sich als DAAD- Stipendiaten zwei Jahre lang in London bei Frank Wibaut, Hamish Milne, Stephen Kovacevich und Alfred Brendel weiter.

    Als Gewinner von elf internationalen Wettbewerben ( u.a. ARD/ München 1986, Dranoff/ Miami 1989) begannen sie ihre ausgedehnte Konzerttätigkeit, die sie mittlerweile in fast alle europäischen Länder, nach Nord- und Südamerika, Westafrika, Japan, China und Hong Kong geführt hat. 1991 gaben sie ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Seither sind sie in den bedeutendsten Konzertsälen der Welt aufgetreten.

    Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie vielbeachtete CD- und DVD- Einspielungen dokumentieren die künstlerische Bandbreite der Brüder.

    Hans-Peter und Volker Stenzl wurden 1996 zu „Associates of the Royal Academy of Music London“ ernannt, als Professoren lehren sie an den Musikhochschulen in Stuttgart bzw. Rostock ( Meisterklasse für Klavierduo, aus der bereits viele internationale Preisträger hervorgegangen sind) und in Meisterkursen.
    Darüber hinaus sind sie gefragte Juroren nationaler und internationaler Wettbewerbe.