Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Brahms, Bernstein, Barber, Arutjunjan
19. April 2008



Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Johannes Brahms:
    Symphonie Nr.4 , e-Moll , op.98


    Die letzte der vier Symphonien, die Johannes Brahms geschrieben hat, entstand in den Sommermonaten der Jahre 1884 und 1885 in Mürzzuschlag, wo der Meister seinen Urlaub verbrachte. Die vierte Symphonie zeigt die ganze reife Meisterschaft von Brahms,wie scheinbar starke Gegensätzlichkeiten der Sätze zu einer Geschlossenheit des Gesamtwerkes verarbeitet werden, wie formale Muster oft in der von ihm entwickelten "Doppelgerüsttechnik", d.h. in Übereinanderschichtung, zu einer Einheit verschmolzen werden, wie die Ausdrucksweise vergangener Jahrhunderte genial mit dem romantischen Zeitgeist verbunden werden (z.B. Verwendung alter Tonarten, die Variationsform der "Chaconne" im 4.Satz).
    Die vierte Symphonie ist trotz dieser vielfältigen kompositionstechnischen Raffinessen ein Werk voller Klangschönheit und tiefer Musikalität, das auch heute noch auf den Hörer ganz elementar ergreifend wirkt.



  • Leonard Bernstein:
    Ouverture zu "Candide"


    “Candide” ist neben “West-Side-Story das zweite große Bühnenwerk des großen Pianisten, Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein. Im Zeitraum von 35 Jahren häufig überarbeitet, erlangte es erst 10 Monate vor Bernsteins Tod einen späten Erfolg.
    Die Ouvertüre dieser „Oper“ jedoch ist bis heute das meistgespielte Orchesterwerk Leonard Bernsteins geblieben.
    Die Oper „Candide“, auf Voltaire’s satirischem Roman von 1759 basierend, ist die Geschichte eines jungen , unverbesserlichen Optimisten, der fest an die These glaubt: „Gott schuf die vollkommenste aller Welten“ und auf seiner Reise durch die Welt nichts als tragisch- komische Erlebnisse einsammelt.

    So birgt die Ouverture in einem atemberaubenden Tempo eine Menge brillant komponierter, witziger musikalischer Gedanken, die auftauchen und sofort wieder verschwinden, durch Taktwechsel oder überraschende Wendungen flüchtig dahineilend und plötzlich wieder erscheinend. Bis hin zur Schlußkadenz erscheint nichts so, wie man es erwartet. Trotz des klaren, an der Sonatenform orientierten, formalen Aufbaus ist hier alles unvorhersehbar, genau so wie das Leben des unglücklichen Candide.

    Leonard Bernstein begann seine musikalische Karriere als Pianist. Erst während seines Studiums an der Harvard University wandte er sich zunehmend dem Dirigieren und Komponieren zu. Entscheidend wurden für ihn die Begegnungen mit Dimitri Mitropoulos und Aaron Copland. Den Durchbruch zum international anerkannten Dirigenten, als welcher er in seinem weiteren Leben vornehmlich bekannt war, schaffte er dadurch, dass er 1943 bei einem Konzert der New Yorker Philharmoniker kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter einsprang. Die beiden Bühnenwerke „Candide“ und „West-Side-Story“ gehören zu seinen letzten Werken.



  • Samuel Barber:
    "Adagio for Strings"


    Als der junge Komponist Samuel Barber 1938 zwei Werke, darunter sein op.11, das „Adagio for Strings“ an den weltbekannten Dirigenten Arturo Toscanini schickte , und es kurz darauf ohne Kommentar wieder zurückgeschickt bekam, war er sehr verletzt. Nicht lange später erhielt er jedoch durch einen Freund Toscanini’s die Mitteilung, dass der Dirigent das Stück aufzuführen gedenke und es nur deshalb zurückgeschickt habe, da er es sofort auswendig gelernt habe. So kam das Werk am 5.November 1938 in New York unter Toscanini zur Uraufführung und ist inzwischen ein Klassiker amerikanischer Musik geworden und wird in unzähligen Versionen in der ganzen Welt aufgeführt.
    Das Werk ist von einer unwahrscheinlich klanglichen Dichte und Intensität, wurde 2004 von der BBC als „traurigstes klassisches Werk“ gekürt , wird und wurde zu zahlreichen offiziellen Anlässen gespielt wie z.B. als „letztes musikalisches Geleit“ für den Präsidenten John F. Kennedy und zur Erinnerung an den 11. September 2001 am „World Trade Center“. Es fand zudem Verwendung in vielen Filmen der letzten Jahre.

    Barber’s Werke gehörten nie zu der sogenannten Musik der „Avantgarde“. Der oft „neoromantisch“ genannte Stil des „Adagio for Strings“ verlässt die tonale Harmonik nie. Es steigert sich aber im Verlauf des Stückes zu einem expressiven Höhepunkt im Fortissimo, um dann wieder in einer weichen resignativen Stimmung zu verlöschen.

  • Alexander Arutjunjan:
    Konzert für Trompete und Orchester


    Wenn wir von armenischer Musik reden, fällt uns im allgemeinen zuerst der Name Aram Chatschaturjan ein, sein Landsmann Alexander Aruntjunjan ist uns weniger ein Begriff. Der 1920 in Eriwan geborene Arutjunjan begann im Alter von 14 Jahren am Konservatorium seiner Heimatstadt zu studieren. Nach einer längeren Studienzeit in Moskau kehrte er 1948 nach Eriwan zurück , wo er seit dessen als Komponist, Dirigent und Professor am Konservatorium wirkte.
    Während seiner gesamten Laufbahn wurde er vielfach auch international ausgezeichnet ( 1949 Stalinpreis, Staatspreis der UdSSR, 1970 Staatspreis der armenischen SSR, Ernennung zum „Volkskünstler der UdSSR und Armeniens, Orpheus Award (Kentucky) 2001: armenischer Staatsorden.)

    Sein Kompositionsstil ist sehr stark von der armenischen Volksmusik sowie von neoklassizistischen Elementen der westeuropäischen Musiktradition bestimmt. Er komponiert ausgesprochen vital, emotional musikantisch und versteht es vor allem in seinen konzertanten Werken ausgezeichnet, die Instrumente gekonnt in Szene zu setzen. Einprägsame und volkstümliche Melodien kennzeichnen Alexander Arutjunjan’s Werke, alte Techniken wie Polyphonie oder modale Tonalität prägen seinen Stil.
    Aus einer größeren Anzahl von Konzerten ist das Trompetenkonzert sein bei uns bekanntestes Werk.

Solist Roland Grau-Goldstein



  • Roland Grau-Goldstein,
    Solist im Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan
    Bereits im Alter von 10 Jahren begann Roland Grau-Goldstein mit seiner musikalischen Ausbildung.
    1991 wurde er in die Klasse von Professor Helmut Erb an der Hochschule für Musik in Würzburg aufgenommen.
    Schon während seines Studiums trat er als Preisträger des Stegmann-Wettbewerbes in Erscheinung.
    Im Juli 1998 schloss Roland Grau-Goldstein sein Studium mit Auszeichnung ab und vervollständigte seine Ausbildung in der Meisterklasse, die er 2000 erfolgreich beendete.

    Neben der Arbeit im Orchester, widmet er sich auch gerne der Kammermusik und ist als Instrumentalpädagoge tätig.
    1997 trat er die Stelle des stellvertretenden Solotrompeters der Württembergischen Philharmonie Reutlingen an, von der er auch schon öfter als Solist begleitet wurde.
    Seit 2001 hat er in diesem Orchester die Position des Solotrompeters inne.
    Schon seit mehreren Jahren wird Roland Grau-Goldstein als Solist beim Bad Kissinger Winterzauber engagiert.

    2007 trat er zusammen mit Professor Reinhold Friedrich auf.
    Zahlreiche Konzertreisen mit verschiedenen Orchestern, z. B. den Berliner Sinfonikern, führten ihn unter anderem nach Südamerika, Griechenland, Finnland und Frankreich.

    Seit einigen Jahren reist er regelmäßig nach Korea, um dort erfolgreiche Meisterkurse an der Universität von Chun Cheon City zu geben.