Philharmonie Schwäbisch Gmünd e.V.

Konzertarchiv

Verdi, Tubin, Paganini, Brahms
30. April 2005



Komponisten und Werkbeschreibungen



  • Giuseppe Verdi:
    Vorspiel zu Rigoletto und Einleitung zum 3. Akt von La Traviata


    Die beiden Vorspiele sind von stärkstem Gegensatz: Mächtig eröffnen Trompeten und Posaunen das kurze Vorspiel zu der dramatischen und unheilschweren Oper Rigoletto. Im Pianissimo der Violinen dagegen erklingt die Einleitung zur Sterbeszene der Violetta in der Oper La Traviata.

    Giuseppe Verdi, im gleichen Jahr 1813 wie Richard Wagner geboren, ist der italienische Opernkomponist. Das gleichzeitige Wirken und Schaffen der beiden hat begreiflicherweise von jeher den Vergleich herausgefordert. Und wie zur damaligen Zeit der Streit-ruf „Brahms gegen Wagner und Bruckner“ erklang, so nahmen viele Partei für den einen und missachteten den anderen. Ein Vergleich von beiden Großen Ihres Faches ist müßig. Interessant ist, dass beider Erstlingswerke beim Publikum nicht ankamen, und dass beide im selben Jahr 1842 ihren ersten großen Erfolg feierten, Wagner mit Rienzi und Verdi mit Nabucco.



  • Eduard Tubin
    Kontrabasskonzert


    Das Konzert für Kontrabass und Orchester von Eduard Tubin hält sich nicht an die gewohnte dreisätzige Konzertform mit den Tempi schnell – langsam – schnell. Die verschiedenen Teile gehen nahtlos ineinander über. Der Solist führt eine Vielzahl von Themen ein, aus denen man spürt, dass sie für dieses Instrument geschaffen sind. Kraftvoll eröffnet das Soloinstrument, im Orchester erklingen jazz-ähnliche Rhythmen. In der Folge wechseln sich ruhige und kräftige Teile ab, wobei die Blechbläser oft starke Akzente setzen. Stürmisch führt das Orchester zum Höhepunkt mit der Kadenz des Solisten. Schwungvoll endet das Konzert mit einem wilden Tanz.

    Eduard Tubin wurde 1905 in Estland geboren. Er studierte an der Musikhochschule in Tartu, wo er seinen Kompositionskurs bei Heino Eller 1930 abschloss. Im September 1944 flüchtete er mit seiner Familie nach Stockholm, wo er bis zu seinem Tod 1982 lebte. Er komponierte zehn Sinfonien, verschiedene Orchesterwerke, Kammermusik, sowie zwei Opern und andere Stücke. Das Konzert für Kontrabass und Orchester schrieb er 1948 für den estländischen Kontrabass-Virtuosen Ludvig Juht, der Mitglied des Bostoner Symphonie-Orchesters war. Juht zeigte Tubin die klangvollen Möglichkeiten seines Instruments und führte das Konzert in USA zum ersten Mal auf.



  • Niccolo Paganini:
    Introduction und Variationen für Kontrabass und Streichorchester


    Paganini hat außer seinen bekannten Violinkonzerten zahlreiche kleinere Stücke geschrieben, die teilweise in Vergessenheit geraten sind. Eines dieser virtuosen Werke sind die Variationen über ein Thema aus der Oper „Mosé“ von Rossini. Er schlug sein Publikum in Bann, indem er eine Saite nach der anderen auf der Geige zerschnitt und zuletzt nur noch auf der G-Saite spielte. Michael Barry Wolf hat das Stück für Kontrabass bearbeitet.

    Niccolo Paganini, in Genua geboren, gilt noch heute als der größte Violinvirtuose aller Zeiten. Als „Teufelsgeiger“ versetzte er alle Länder Europas förmlich in Raserei. Es grenzte an Zauberei, was Paganini auf der Geige zu vollbringen wusste. Er steigerte die technischen Kunstgriffe auf die denkbar höchste Höhe. Seine bedeutendsten Kompositionen sind daher auch seine sechs Violinkonzerte und die 24 Capricci für Violine solo. Wenig bekannt ist, dass Paganini auch kleinere andere Werke schuf, z. B. für die Gitarre, die er auch spielen konnte.



  • Johannes Brahms:
    Sinfonie Nr. 2, D-Dur, op. 73


    Die Komposition seiner ersten Sinfonie beschäftigte Brahms über zehn Jahre. Seine zweite Sinfonie entstand jedoch innerhalb weniger Monate und erklang am 30. Dezember 1877 in Wien zum ersten Mal. Ein glücklicher Sommeraufenthalt am Wörther See in Kärnten soll zu den Naturstimmungen der Sinfonie die Anregung gegeben haben. Gerne bezeichnet man sie deshalb auch als „Pastorale“. Nun sollte man aber kein Programm als Vorgabe für das Verständnis der musikalischen Vorgänge in ihr suchen. Brahms wollte keineswegs reale Vorgänge musikalisch illustrieren.
    Die gelockerte Lebensfreude, die den grüblerischen norddeutschen Komponisten in seiner südlichen Wahlheimat umgab, hat zu einem Werk geführt, das durchdrungen ist von Glücksempfinden und Lebensbejahung. Wenn auch, was bei Brahms’ großen Werken selbstverständlich ist, ernste Wendungen auftreten, so herrscht doch Unbeschwertheit vor. Durch die Fülle ihrer schönen Einfälle, durch den musikantischen Schwung und ihre kraftvolle Natürlichkeit ist diese Sinfonie zum ausgesprochenen Liebling vieler Konzertbesucher geworden.

    Johannes Brahms fiel als 20-jähriger Pianist und angehender Komponist aus Hamburg dem berühmten Robert Schumann auf, der ihn geradezu als „den, der kommen musste“ der Öffentlichkeit vorstellte. Diese Prophezeiung fühlte Brahms zeitlebens als quälende Belastung. Nach kurzer Tätigkeit als Musikdirektor und Chorleiter in Norddeutschland übersiedelte er mit 29 Jahren endgültig nach Wien. Neben seinen Aufgaben als Dirigent und Pianist komponierte er Lieder, Kammermusik, Orchesterwerke, Solokonzerte, vier Sinfonien sowie Werke für Chor und Orchester. Erwähnt sei nur sein „Deutsches Requiem“. Gegen seinen Willen wurde er in seiner Zeit als Gegner von Wagner und Bruckner ausgespielt.

Solist Michael Wolf



  • Prof. Michael Barry Wolf ist Professor für Kontrabass an der Universität der Künste Berlin. Er wurde in New Jersey, USA, geboren und begann im Alter von 9 Jahren Kontrabass zu spielen, mit dem er mit 13 seinen ersten Solo-Fernsehauftritt hatte. Er machte seinen ersten Abschluß mit Auszeichnung in Biologie an der University of Southern California und arbeitete in der Krebsforschung. Danach studierte er Musik an der California State University bei Prof. Nathaniel Gangursky und wurde Mitglied des San Diego Symphony Orchestra. Er erhielt zwei Stipendien von Fulbright/DAAD und Rotary International, die ihn nach Deutschland führten. Vor seiner Berufung nach Berlin hatte er eine Professur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz inne. Zu seinen Veröffentlichungen zählt eine Kontrabass-Methode. Seine Rundfunk- und Soloschallplattenaufnahmen sowie rege Konzerttätigkeit und Meisterkurse im In- und Ausland waren stets mit ausgezeichneten Kritiken besprochen.

    Pressestimmen: „Michael Wolf ist ein Meister seines Instrumentes.“ Fono Forum (Kritik der Solo-LP) „Graziös, lyrisch, kantabel und charmant...(ein) ungewöhnlicher, ergötzlicher Abend.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung „Übermütige Virtuosität. ...mit geradezu katzenhafter Behendigkeit...brachte (er) Töne von stupender Klangschönheit.“ Die Rheinpfalz „...Hexerei in Manier des ‚Teufelsgeigers‘!“ Solinger Tageblatt „...wahrhaftig eine Sensation.“ Rheinische Post „...ein Paganini auf dem Kontrabaß!“ Südkurier (1990) „Wahre Beifallsstürme gab‘s, nachdem Michael Wolf seinen Kontrabass unglaublich virtuos...bearbeitet hatte. ...ein Feuerwerk, das Funken sprühte und das Instrument und den Spieler an die Grenzen des Möglichen brachte.“ WAZ