Konzertarchiv
Chopin, Dvořák, Eller, Hidas
03. April 2004
Komponisten und Werkbeschreibungen
Frigyes Hidas:
Der ungarische Komponist Frigyes Hidas wurde 1928 in Budapest geboren. Nach 20jähriger Tätigkeit als Musikdirektor des Nationaltheaters bzw. des Operetta-Theaters in Budapest beschäftigt er sich seit 1979 als freischaffender Komponist. Er komponiert bewusst im traditionellen Stil und ist weltweit besonders für seine Bläserkammermusik und seine Werke für Blasorchester bekannt. Viele seiner Kompositionen schrieb er auf Bitten von Solisten und Ensembles, so auch sein „Sestetto per ottoni“ für Blechbläser.
Heino Eller:
Der 1887 im estnischen Tartu geborene Heino Eller verbrachte sein Leben in seinem Heimatland, das nach dem zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Herrschaft zu leiden hatte. Er wird als „Vater der neuen estnischen Musik“ bezeichnet. Sein Stil ist durch elegische Stimmungen und ungewöhnliche, aber stets wohlklingende harmonische Wendungen charakterisiert. Aus „Fünf Stücken für Streichorchester“ erklingen das erste und das letzte in unserem Konzert. In der Romanze greift er auf estnische Tänze zurück, während in seinem Schicksalslied die Klage und die Trauer über die fremde Diktatur zu verspüren ist. Der Romantiker Eller starb 1970.
Antonin Dvořák (1841-1904):
Der Böhme Anton Dvořák ist neben dem siebzehn Jahre älteren Smetana der größte Meister der tschechischen Musik. Liedmelodik und Tanzrhythmen der böhmischen Volksmusik sind in seine Kunst eingeflossen und machen seine Orchester- und Kammermusikwerke bei Musikern und Musikfreunden so beliebt. Wer kennt nicht seine Sinfonie „Aus der neuen Welt“? Trotz der zahlreichen Ehrungen, die ihm zuteil wurden, bekennt er von sich selbst: „Ich bleibe trotz allem, was ich war – ein einfacher böhmischer Musikant.“ Seine Serenade in d-Moll für Bläser, Celli und Kontrabass komponierte er im Jahre 1878. Sie ist von einer frischen Natürlichkeit mit ihrem musikantischen Schwung und ihren mitreißenden Rhythmen. Offenkundig hat sich Dvořák vom Vorbild der böhmischen Blaskapellen inspirieren lassen.
Frederic Chopin:
Frederic Chopin, 1810 bei Warschau als Sohn einer Polin und eines Franzosen geboren, erregt schon mit neun Jahren als Pianist und musikalisches Wunderkind Aufsehen. Mit 19 Jahren veröffentlicht er seine ersten Kompositionen. Sie konzentrieren sich auf sein Instrument, das Klavier. In seinen Klaviersolostücken wie den Mazurken, Polonaisen, Nocturnes, Präludien, Balladen usw. entwickelt er als Romantiker einen Stil, der bei aller Virtuosität eine eigene unverkennbare musikalische Sprache zeigt.
Chopin vereinigt in seiner Musik sozusagen polnische Eleganz und französischen Esprit. In den 39 Jahren seines kurzen Lebens komponiert er eine verschwenderische Fülle kostbarer Klaviermusik.
Von Chopins Werken für Klavier und Orchester haben sich nur die beiden Klavierkonzerte behaupten können, die dem Pianisten dankbarste Aufgaben bieten. Das Orchester tritt stark in den Hintergrund, es kommt zu keinem „Konzertieren“ im klassischen Sinn. In dem Klavierkonzert Nr.1 in e-Moll op.11 des 20jährigen Chopin ist seine Eigenart schon völlig ausgeprägt. Die ganze Tiefe seines Gefühls, die Poesie seiner Jugend ist in ihm enthalten. Unter den Fingern des Pianisten blühen Passagen und glitzernde Läufe auf. Es erklingen fremdartige Harmonien, leidenschaftliche Rhythmen und feine Ornamente. Einmal sind die musikalischen Gedanken schwärmerisch und traumversunken, dann wieder voll Entzücken und Lebensfreude. Über den zweiten Satz schreibt Chopin selbst, dass er „romanzenhaft, ruhig und melancholisch“ sein und „den teuren Anblick des Fleckchens Erde vor uns erstehen lassen soll, wo tausend liebe Erinnerungen sind ... So ein Hinträumen von einer herrlichen Stunde im Frühling, bei Mondenschein.“ Ein brillantes Rondo im Krakowiak-Rhythmus beschließt das Konzert.
Solist Marcus Englert
Marcus Englert
Ersten Klavierunterricht erhielt Marcus Englert im Alter von 8 Jahren bei Walter Johannes Beck. Von 1982 bis 1989 war er Schüler von Prof. Konrad Elser. In diesen Jahren sammelte er zahlreiche Preise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Er studierte an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. André Marchand und im Rahmen eines Stipendiums am Konservatorium in Sankt Petersburg. Sein Konzertdiplom erlangte er 1998. Englerts musikalische Neugierde führte ihn in den vergangenen Jahren häufig über die Grenzen des streng klassischen Konzertbetriebs hinaus. Im Jahr 2000 wirkte Marcus Englert beim Musical „Start to move“ mit und schrieb Theatermusik für Produktionen des Theaters der Stadt Aalen, unter anderem für „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. 2001 war Englert musikalischer Leiter des Stücks „Der weiße Wolf“ am Staatstheater Stuttgart. Für die Rockband „Tinfish“, bei der er von 1996 bis 2002 Keyboard und E-Gitarre spielte, schrieb er zahlreiche Songs, deren Qualität und Aussagekraft bei Publikum und Medien überregional großen Anklang fanden.
Über diese vielfältigen musikalischen Aktivitäten hinaus ist Marcus Englert auch tätig als Studiomusiker, Arrangeur, Chorleiter und Musikpädagoge. Als Konzertpianist gilt sein Interesse den großen Werken der klassischen und romantischen Konzertliteratur.